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Sicherheit für die 32 Mitgliedstaaten und gemeinsame Verteidigung im Angriffsfall: Das ist seit 75 Jahren der Auftrag des NATO-Verteidigungsbündnisses. Die Mitgliedstaaten sichern sich gegenseitig Hilfe zu. Jan aus Warschau erzählt, was die NATO für ihn und sein Heimatland Polen aktuell bedeutet.

Beim NATO-Gipfel in Washington, feiern die Mitgliedstaaten das 75. Jubiläum des Verteidigungsbündnis. Am Ende der Veranstaltung sicherten die Anwesenden der Ukraine ihre Unterstützung bis zum Sieg gegen Russland zu.

Jan Kursmirski aus dem ukrainischen Nachbarland Polen gibt das Bündnis während des Kriegs in der Ukraine ein Gefühl der Sicherheit. Gleichzeitig weiß Jan, der 24 Jahre alt ist, dass seine Generation sich trotzdem nicht auf Regierungen wie die der USA und auf die Sicherheit der NATO verlassen kann. Die Generation von Jans Eltern hingegen empfand das noch anders.

"Wir sprechen viel über einen Fluchtplan und wie wahrscheinlich ein Krieg ist."
Jan Kursmirski aus Warschau über Gespräche mit seinen Freund*innen

In der jüngeren Generation in Polen wird häufig über politische Themen gesprochen. Jan kennt viele Gleichaltrige, die einen Fluchtplan haben, falls es zu einem russischen Angriff kommen sollte – auch er hat einen Plan. Aus Warschau würde Jan in eine kleine Hütte seiner Eltern fliehen. Wenn es die NATO nicht geben würde, wäre Polen Russland jedoch stark unterlegen, sagt Jan. Daher ist er dankbar, dass es das Verteidigungsbündnis gibt.

NATO ohne Strategie gegen Russland

Politologin Sabine Babst hat selbst lange als leitende Mitarbeiterin des internationalen Stabs der NATO gearbeitet und betrachtet die aktuelle Entwicklung des Bündnisses kritisch. Sie erklärt, dass es in der NATO immer eine Strategie bei Problemen gab. Im Ukraine-Krieg sei das aber erstmals nicht der Fall. Es gibt Mitgliedsländer, die denken, dass sie eines Tages wieder mit Vladimir Putin an einem Tisch sitzen, sagt Sabine Babst. Durch die unterschiedlichen Haltungen gegenüber Putin, gibt es ihrer Meinung nach auch keinen Konsens über das Vorgehen.

"Eine Strategie hat die NATO nicht zum Krieg in der Ukraine."
Sabine Babst, Politologin und ehemalige leitende Mitarbeiterin des Internationalen Stabs der NATO

Nicht nur während des Ukraine-Kriegs, sondern auch schon vorher hätte Russland mit mehr Gegenwehr begegnet werden müssen, denkt Sabine Babst. Seit zehn Jahren greift Russland die NATO-Mitgliedsländer mit Cyberangriffen an oder startet Troll-Kampagnen, um Unruhe in der Bevölkerung zu verbreiten. Die NATO-Mitglieder starten jedoch nie Gegenangriffe, erklärt Sabine Babst.

Deutschland und die NATO

Als größte Volkswirtschaft in Europa wird die Ausstattung und der Zustand der Bundeswehr von den anderen NATO-Mitgliedsstaaten hinter vorgehaltener Hand belächelt, erklärt Sabine Babst. Für sie ist die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr fraglich. Die Haushaltsentscheidung reiche noch nicht mal, um alle Kasernen zu modernisieren oder die Soldat*innen richtig auszustatten. Sabine Babst ist enttäuscht, dass ein Land wie Deutschland nicht mehr in den eigenen Staatsschutz investiert.

"Die Bundeswehr ist in den letzten zwei Jahrzehnten so kaputt gespart worden, dass sie kaum einsatzfähig ist."
Sabine Babst, Politologin

Damit ein NATO-Bündnis auch in Zukunft fähig ist, braucht aber nicht nur die deutsche Bundeswehr mehr Geld, sondern es wäre ein Generationenwechsel nötig, sagt Sabine Babst. Sie hofft auf junge Politiker*innen aus unterschiedlichen Ländern, die verstehen, wie wichtig es ist, zum einen in die Sicherheit des eigenen Landes zu investieren. Und die zum anderen aber auch die älteren Politiker ersetzen und die Strategien und den Wiederaufbau der NATO in die Hand nähmen.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Militärbündnis feiert Jubiläum
Sicherheit - Was bringt die NATO?
vom 11. Juli 2024
Moderatorin: 
Ilka Knigge
Gesprächspartner: 
Jan Kursmirski aus Warschau
Expertin: 
Stefanie Babst, Politologin und ehemalige leitende Mitarbeiterin des Internationalen Stabs der NATO