Wenn Polizisten nicht mehr für Sicherheit sorgen können, übernehmen Sicherheitsdienste diesen Job. Die werden allerdings überhaupt nicht kontrolliert, arbeiten unter miesen Bedingungen und teilweise mit kriminellen Mitarbeitern. Das berichtet eine Dokumentation in der ARD: "Sicherheit außer Kontrolle".
Ohne Sicherheitsdienste geht es in Deutschland nicht mehr: Öffentliche Plätze, Konzerte, Flughäfen, Veranstaltungen, Flüchtlingsheime, überall stehen junge Menschen in Uniformen und sollen für Sicherheit sorgen. Die Branche wächst, 12.000 Security-Mitarbeiter werden gesucht, teilt der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) mit.
"Das ist wie Wilder Westen"
Doch die Qualität der Wachleute bleibt dabei immer wieder auf der Strecke: Da sollen die Frauen und Männer, die eigentlich für Sicherheit sorgen sollen, ihre schutzbefohlenen Flüchtlinge misshandelt haben, vor allem Frauen berichten von schweren Verfehlungen, voriges Jahr soll ein Sicherheitsdienst mit einer Handgranate angegriffen worden sein - von einem konkurrierenden Security-Unternehmen.
"Wo Unternehmen arbeiten müssen, die kaum Bezahlung bekommen, droht den Mitarbeitern immer, dass sie ausgenutzt werden. Und dass Mitarbeiter beschäftigt werden, die überhaupt nicht geeignet sind."
Die ARD-Doku "Sicherheit außer Kontrolle" von Gudrun Thoma und Sebastian Schütz deckt auf, dass Teile der Sicherheitsbranche bereits in den mafiösen Händen von Familienclans oder Rockerbanden sind - und die ihre Aufträge vom Staat bekommen. Die Branche hat ein Problem und schuld sind die Strukturen der Sicherheitsindustrie, sagt Sebastian Schütz. Drei Dinge fehlten:
- In der Branche gibt es kein Geld
- Es gibt zu wenig Ausbildung
- Es gibt kaum Kontrolle
Es sei nicht einmal irgendeine Art von Ausbildung vorgeschrieben, erklärt Schütz. Da könne es gar keine Grundlage für qualifizierte Mitarbeiter geben.
250.000 Security-Leute sollen für Sicherheit sorgen
Derzeit arbeiten dem BDSW zufolge rund 250.000 Beschäftigte in der Sicherheitsbranche. 2015 waren es 233.000 - das entspricht einem Anstieg von mehr als sieben Prozent. "Die Dienste boomen, seit bei der Polizei eingespart wird", sagt der Journalist, "die sollen die entstandenen Lücken füllen." Dabei hätten die Entscheider komplett versäumt sich zu überlegen, wie dieser private Sicherheitsbereich kontrolliert werden könnte.