Auch Models machen Homeoffice. Fürs Shooting benutzen die Fotografinnen und Fotografen nun Facetime oder Zoom – und schaffen so eine ganz neue Ästhetik in der Modefotografie.
Ein Shooting für eine neue Modelinie oder für die Werbung ist normalerweise ein riesiger Aufwand: Das Model und die Fotografinnen und Fotografen stehen im Mittelpunkt. Um sie herum wuseln ein paar Menschen, die sich ums Styling kümmern, um die Sets, ums Catering. Im Team gibt es Leute, die Klamotten organisieren, sortieren, anziehen. Und mehr.
Aber jetzt ist wegen Corona auch in der Mode-Industrie Homeoffice angesagt.
"Im Prinzip machen auch Models Homeoffice. Und das führt dazu, dass Fotografinnen und Fotografen gerade zu ungewöhnlichen Mitteln für Fotos greifen."
Bei den Models funktioniert Homeoffice im Prinzip wie bei allen anderen auch: Sie benutzen Zoom, Facetime und Co. Allerdings nicht für normale Videokonferenzen - stattdessen werden die Tools zur Kamera. "Also die Person, die das Foto macht, macht im Prinzip einen Screenshot", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer.
Dafür brauchen die Models am besten ein Smartphone mit einer möglichst hochauflösenden Kamera. Und sie müssen sich selbst um das beste Setting, eine gute Position und um passendes Licht kümmern. "Der Fotograf oder die Fotografin gibt dabei mehr als sonst aus der Hand", sagt Anke. Sie sind also viel mehr auf das Model und die Umgebung angewiesen.
Viele Modemagazine und Werbekampagnen benutzen diese Art der Fotografie nun, um Fotostrecken zu produzieren. Bei der italienischen Vogue gab es etwa eine komplette Facetime-Fotostrecke mit dem Model Bella Hadid.
Anleitungen für Facetime-Shootings
"Vor allem dieses Facetime-Ding ist gerade so populär, dass es im Netz schon richtig viele Anleitungen dazu gibt, wie man sowas nachmachen kann", berichtet Anke, "denn wenn das Ganze gut gemacht ist, sind die Fotos auch nicht nur einfach okay, sondern haben ihre ganz eigene Ästhetik."
Die Fotos sind oft etwas körnig, weil auch die beste Smartphone-Kamera nicht so gut ist wie die Ausrüstung bei einem professionellem Shooting. "Dadurch ist die Ästhetik selbst bei den teuersten Klamotten nicht mehr so hochglanzmäßig", stellt Anke van de Weyer fest. Weil die Models zudem zuhause und nicht im Studio fotografiert werden, wirken die Bilder viel nahbarer.
"Zumindest für den Moment wird diese Ästhetik als was angenehm Neues angenommen."
Unsere Reporterin glaubt aber nicht, dass die Homeoffice-Shootings die Hochglanzbilder verdrängen werden. Allerdings sind sie mit viel weniger Aufwand verbunden, die Models müssen nicht für ein paar Bilder um die halbe Welt fliegen.
Generell hinterfragt sich die Modeindustrie gerade ein wenig selbst, was Themen wie Nachhaltigkeit und Ethik angeht, sagt Anke: "Wenn von dieser 'Es muss sich jetzt was ändern'-Stimmung ein bisschen was übrig bleibt, könnte es schon sein, dass sich Shootings via Facetime als zusätzliches Ding etablieren."