Alle paar Tage rauscht ein Shitstorm durchs Netz. Der sorgt für Kopfschütteln, für Entsetzen, manchmal auch für Unterhaltung. Aber wie geht es dabei eigentlich den Opfern des Shitstorms? Das fragt die ZDF-Webdoku "Im Shitstorm - Überleben in den sozialen Netzwerken".
Dunja Hayali hat es ziemlich schwer erwischt. In einem ausführlichen Text auf Facebook hat sie sich Luft gemacht, sie hat Flüchtlingshelfer verteidigt und Rassisten kritisiert. Ihr offener Brief war ein voller Erfolg, 80.000 Mal wurde er geteilt und intensiv kommentiert. Nicht nur positiv: Der Shitstorm kam auf, Beschimpfungen, Beleidigungen und harte Drohungen inklusive.
"Man stellt sich auch die Frage: Bleibt es bei den verbalen Attacken oder steht nicht doch mal nachts jemand vor der Haustür und macht die Drohung wahr 'Du müsstest mal richtig durchgefickt' werden?"
Dunja Hayali zieht ihr Fazit: Morddrohungen, sexistische Kommentare und Aussagen wie "Wir schlitzen deinen Hund auf!" gehen an niemandem spurlos vorbei. Auch an der Moderatorin nicht. Trotzdem will sie den Shitstorm nicht an sich heranlassen, sie will sich nicht ihr Leben komplett von den Hatern durcheinander bringen lassen. "Ich will nicht fremdbestimmt sein", sagt sie, "auch nicht von diesen Idioten".
Dunja Hayali liest aus Hassbriefen vor
Christoph Lesko ist Trainer und Ausbilder für Gruppendynamik. Er erklärt in der Webdoku "Im Shitstorm", was passieren muss, damit sich Menschen einem Shitstorm anschließen. Dazu müssen sie sich erst mal über irgendetwas aufregen und dann noch mitbekommen, dass es anderen Leuten ebenso geht. Dann erfüllt der Shitstorm zwei Funktionien, sagt Lesko:
- Ich kann einen Kanal öffnen und meinen ganzen privaten Frust auf einer öffentlichen Bühne abladen
- Ich bin Teil einer Gemeinschaft und werde dadurch selbst größer und stärker
Letztlich ist auch die Hemmschwelle sehr niedrig: Man hat sein Opfer nicht direkt vor sich und kann ihm viel leichter etwas an den Kopf werfen.
Folgen des Hasses
Schlimmer als die anonymen Beleidigungen im Netz sind aber die Konsequenzen. Das hat etwa Julia Schramm, die ehemalige Politikerin der Piratenpartei zu spüren bekommen: Tausende Tweets machen sich über sie lustig, dann forderten Kollegen und Medien den Austritt aus der Partei. Irgendwann folgte sie diesen Forderungen.
"Die Sachen, die wirklich hängen geblieben sind, waren so persönliche Sachen. Zum Beispiel alte Freunde, die sich abgewandt haben und gesagt haben: selber Schuld."
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