Wohnungen, Fahrräder oder Luxuskleidung: Wenn wir etwas sharen, dann machen viele von uns das inzwischen meist über kommerzielle Plattformen. Jonas Pentzien ist Sharing-Economy-Experte. Er erklärt, warum das nicht unbedingt nachhaltig ist – und verrät, wie teilen sozial-ökologisch sinnvoll geht.
Kommerzielle Sharing-Anbieter, die es sich auf die Fahne schreiben, besonders nachhaltig zu sein, ploppen seit einiger Zeit an jeder Ecke auf. Meist lautet ihr Werbeversprechen, dass das gemeinschaftliche Nutzen eines Gegenstandes oder einer Dienstleistung nachhaltiger sei und unnötigen Konsum vermeiden würde. "Wir beobachten in den vergangenen Jahren eine starke Tendenz zu dem, was ich 'Sharing-Washing' nennen würde", sagt der Sharing-Economy-Experte Jonas Pentzien. Er forscht dazu am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin.
Dinge zu teilen sei grundsätzlich erst einmal eine gute Sache – vor allem aus ökologischer Sicht. Gerade bei Gegenständen, die wir nur selten benötigen, wie etwa einem Werkzeug, würde sich Sharing lohnen. "Wenn die Akkubohrer-Sharing-Plattform erfolgreich wäre, hätten wir aus Nachhaltigkeitsperspektive was gewonnen", sagt er.
Sharing bedeutet nicht zwingend weniger Konsum
Doch bei den Sharing-Anbietern, die kommerziell wirklich erfolgreich sind, geht es oft nicht um Gegenstände, sondern vielmehr um Dienstleistungen, erklärt Jonas Pentzien. Er meint damit beispielsweise Airbnb oder Uber. Hinzu kommt, dass er in seiner Forschung herausgefunden hat, dass Sharing nicht so nachhaltig ist, wie sein Ruf. So gebe es beispielsweise sowohl beim Autoverleih von Privatperson zu Privatperson, als auch beim Verleih von einer Firma an eine Privatperson Nachhaltigkeitspotenziale, doch die seien sehr gering.
"Die Anbieter bringen ganz viele Autos auf die Straße, um den Bedarf zu erfüllen. Das ist aus Nachhaltigkeitsperspektive sehr schlecht."
Ein weiteres Problem bei kommerziellen Anbietern zeige sich in der Deckung unseres Bedarfs. Jonas Pentzien erklärt das am Beispiel des Carsharing-Autos in einer Großstadt: "Wir brauchen fast alle zur gleichen Zeit ein Auto. Also morgens in der Rushhour um acht Uhr und dann gegen 18 Uhr zum Feierabend. Dann müssen die Autos zur Verfügung stehen, damit sich diese Modelle auch durchsetzen können. Es ist problematisch, dass diese Plattform selbst einen Anreiz schaffen, für die Produktion von mehr Autos, für mehr Konsum."
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