Hinterherpfeifen auf der Straße, sexistische Sprüche – und manchmal sogar Handgreiflichkeiten. Catcalling nennt man diese Form der sexuellen Belästigung auf der Straße. In Frankreich ist das schon länger strafbar. Auch in Großbritannien wird jetzt ein Verbot diskutiert.
Eine Petition der beiden Schwestern Maya und Gemma Tutton aus Großbritannien macht im Moment auf das Problem von Catcalling aufmerksam, das mit nett gemeinten Komplimenten rein gar nichts zu tun hat. Sie fordern, dass die Form der Belästigung in Großbritannien strafbar sein soll.
Auf dem Weg zur Schule, zum Sport, zur Freundin
Die 20-jährige Maya und die 15-jährige Gemma haben beide schon öfters Erfahrung mit sexueller Belästigung auf der Straße gemacht. Gemma sogar schon zum ersten Mal im Alter von elf Jahren, erzählt sie in einem Interview mit der BBC. Es würde überall passieren, auf dem Weg zur Schule, zum Sport, zu ihren Freundinnen, sagt sie.
"It happens everywhere, on my way to school, to athletics, to my friends house. It's always a weight that is on my shoulder."
Den Männern, die ihr hinterherpfeifen oder ihr sexistische Sprüche zurufen, sei es dabei offenbar völlig egal ist, dass sie noch so jung sei, so Gemma.
In Frankreich wurde Catcalling nach einem heftigen Zwischenfall durch eine Änderung des Gesetzes unter Strafe gestellt. Auslöser war ein gewalttätiger Übergriff auf eine Frau in einem Pariser Café, der von einer Überwachungskamera gefilmt wurde. Ein solches Gesetz fordern auch die beiden Schwestern. Ihre Petition haben inzwischen schon knapp 200.000 Leute unterschrieben.
Frankreich: Bußgelder bis zu 1.500 Euro
Im ersten Jahr seit der Einführung des neuen Gesetzes wurden in Frankreich rund 700 Männer je nach Fall zu Geldstrafen zwischen 750 und 1.500 Euro verurteilt. Allerdings gibt es eine wichtige Einschränkung, die zugleich Hauptkritik an dem Gesetz ist: Täter werden in der Regel nur bestraft, wenn eine Polizistin oder ein Polizist den Vorfall beobachtet.
Catcalling auch in Deutschland ein Problem
In einer größeren Studie wurden Frauen ab 18 Jahren aus verschiedenen Ländern zum Thema sexuelle Übergriffe befragt. Rund ein Drittel der über 1.000 befragten Frauen in Deutschland gaben an, Erfahrungen mit sexuellen Bemerkungen oder Beleidigungen gemacht zu haben. Einen Bußgeld-Tatbestand wie in Frankreich gebe es hierzulande allerdings nicht, so der Rechtsanwalt Udo Vetter. Die Sensibilität der Strafverfolgungsbehörden habe aber zugenommen. Verbale Attacken mit sexueller Konnotation würden hierzulande als Beleidigungs-Tatbestand mittlerweile sehr streng verfolgt.
"Wir haben den Beleidigungstatbestand und da werden auch verbale Attacken mit sexueller Konnotation mittlerweile sehr streng verfolgt."
Initiativen wie beispielsweise "Catcallsofmuc" aus München machen hierzulande auf kreative Art auf Catcalling aufmerksam. "Catcallsofmuc" sammeln Erfahrungen von Frauen, die in München belästigt wurden und fahren zu Orten, an denen Frauen sexistische Sprüche zu hören bekamen. Diese Sprüche schreiben sie dann auf die Straße und posten Bilder davon im Netz.
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