Im Kölner Dom hat das Erzbistum einen Bußgottesdienst abgehalten. Ablenkungsspiritualisierung nennt das die Journalistin Christiane Florin.
Begleitet von Kritik hat der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser einen sogenannten Bußgottesdienst für Opfer sexualisierter Gewalt durch Geistliche abgehalten. Angehörige katholischer Reformgruppen und einige der Betroffenen kritisierten den Gottesdienst als einseitige Aufarbeitung.
Erzbistum als Täterorganisation
Rolf Steinhäuser, der den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki während dessen Auszeit vertritt, bezeichnet das Erzbistum Köln als Täterorganisation.
"Rolf Steinhäuser hat von der Täterorganisation Erzbistum Köln gesprochen. Er hat gesagt, dass auch er sich eingeredet habe, es seien nur Einzelfälle gewesen."
Liturgie mit Gleichmachungseffekten
Betroffene und Täter seien trotz der Selbstbezichtigung seitens Rolf Steinhäusers dann im Rahmen des Gottesdienstes quasi wieder gleichgemacht worden, kritisiert Christiane Florin und fragt: "Was ist eigentlich demütig, wenn das Erzbistum die Regie übernimmt?"
"Mit der Demut in einer solchen Inszenierung ist es immer so eine Sache, denn das Heft hat das Erzbistum in der Hand gehabt"
Entsprechend habe eine andere Gruppe von Betroffenen, schon die Einladung wörtlich als toxisch bewertet. Die Gruppe der Betroffenen sei eben nicht homogen, sagt die Dlf-Journalistin. Sie weist darauf hin, dass Kardinal Woelki den Bußgottesdienst geplant hat. Er hat sich in Folge des Missbrauchsskandals in eine Auszeit begeben.
"Nach meiner Wahrnehmung ist die Gruppe derer, die diesen Bußgottesdienst schon vorher kritisiert haben, größer."
Der Gottesdienst sei sicher auch ein Zeichen des Bistums gegenüber Papst Franziskus. "Ich würde das als Ablenkungsspiritualisierung bezeichnen", sagt Christiane Florin. Zugelassen waren rund 230 geladene Gäste. Im Gottesdienst wurden die Vornamen von Betroffenen verlesen und zum Gedenken für jeden von ihnen eine Kerze aufgestellt.
Unser Bild zeigt Diözesan-Administrator Rolf Steinhäuser nach dem Bußgottesdienst (links) und Protest vor dem Dom in Köln (rechts), beides am 18.11.2021.
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de