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"Öffnet die Bordelle!" Unter diesem Motto sind Sexarbeitende in Hamburg, Berlin, Frankfurt und Köln auf die Straße gegangen. Das Problem: Prostituierte dürfen derzeit nicht arbeiten.

Die Sexarbeitenden fürchten ein generelles Sexkaufverbot und damit ein Ende ihrer Existenz. 16 Bundestagsabgeordnete machen sich für so ein strenges Sexkaufverbot nach schwedischem Modell in Deutschland stark. Eine Stunde Liebe lässt die verschiedenen Seiten zu Wort kommen.

Sie wollen wieder arbeiten - mit Peitschen zuschlagen oder Leute zum Höhepunkt massieren. Auch mit Maske. Diese Woche haben gut 200 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz für ihre Rechte demonstriert, denn vielen geht nach Monaten im Lockdown das Geld aus. Aber sie dürfen nicht arbeiten.

Mehrere Berufsverbände haben Hygienekonzepte aufgestellt, unter denen Prostitution aus ihrer Sicht auch in Corona-Zeiten stattfinden könnte. Bisher - Stand: 31.07. - hat aber noch in kein Bundesland grünes Licht gegeben.

Prostitution soll illegal werden

Eine Initiative von 16 Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD will dagegen, dass Bordelle in Deutschland nie wieder aufmachen. Die Initiatoren, unter ihnen SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, fordern ein Sexkaufverbot wie in Schweden. Menschen, die Sex kaufen, würde dann eine Strafe drohen. Prostituierte blieben dagegen straffrei.

"Es gibt Prostituierte, die müssen sich den Namen ihres Zuhälters auf die Haut tätowieren lassen. Mir geht es darum, denen zu helfen, die da nicht freiwillig sind."
Elisabeth Winkelmeier-Becker, CDU-Bundestagsabgeordnete, fordert ein Sexkaufverbot in Deutschland

Die Argumentation der kleinen Abgeordnetengruppe: Prostitution erfolge oft aus Zwang und sei per se frauenverachtend. Im Interview erklärt die CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker, warum sie diesen "Paradigmenwechsel" für dringend notwendig hält.

Aya Velázquez, Sexarbeiterin aus Berlin
© Till Opitz | Deutschlandfunk Nova
Aya Velázquez kämpft dafür, wieder Sex verkaufen zu dürfen

Als Angriff auf ihre Existenz wertet die Berliner Sexarbeiterin Aya Velázquez diese Initiative.

"Prostitution findet sowieso statt. Sie lässt sich durch kein Gesetz der Welt stoppen."
Aya Velázquez, Sexarbeiterin aus Berlin

Aya Velázquez hat mit 20 angefangen in der Branche zu arbeiten und verdient normalerweise als "High Class Escort" sehr gut. Sie ist im Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen organsiert. Für Aya gibt es kaum einen schöneren Job, weil sie in ihrer Arbeit auch eine soziale Aufgabe für die Gesellschaft sieht.

"Sexarbeit ist eine Tätigkeit, die mich sehr erfüllt."
Aya Velázquez, Sexarbeiterin aus Berlin

Aya Velázquez sieht wie viele Verbandsmitglieder ihre Berufsfreiheit bedroht. Sie plädiert dafür, in der Debatte zwischen freiwilliger Sexarbeit, Armutsprostitution und Menschenhandel klar zu unterscheiden. Und sie wünscht sie sich mehr Beratungs- und Unterstützungsangebote, die umstiegswillige Frauen freiwillig in Anspruch nehmen können.

Wie ist es in anderen Ländern?

In Schweden ist der Kauf sexueller Handlungen verboten. Länder wie Norwegen oder Frankreich sind dem Sexkaufverbot gefolgt und haben ähnliche Gesetze zur Prostitution erlassen.

Außerdem in "Eine Stunde Liebe":

  • Im Liebestagebuch erzählt Emma (Name geändert) von einem Date in einer Kletterhalle.
Shownotes
Sexarbeit
Kampf für und wider Prostitution in Corona-Zeiten
vom 31. Juli 2020
Moderator: 
Till Opitz