Ole ist durch "Friends with Benefits" zu seiner jetzigen Beziehung gekommen und schreibt gerade ein Buch zum Thema. Wie Sex und Freundschaften zusammenpassen und wann das gelingen kann, erfahren wir von der Paartherapeutin Sharon Brehm.
Freundschaft plus ist für Ole eine griffige Bezeichnung, die anfangs Orientierung bieten kann. Er sagt lieber sexuelle Freundschaft oder einfach nur Freundschaft – denn das ist es, was für ihn im Vordergrund steht, sagt er.
"Ich würde eher sexuelle Freundschaft sagen, weil ich immer die Freundschaft betonen möchte."
Ole kommt aus einer schwulen Sexualkultur, wo kurzfristige Beziehungen viel verbreiteter sind als in einer heterosexuellen Kultur, sagt er. Das habe ihn von Anfang an eine andere Perspektive auf Beziehungsmodelle gegeben. Mit 17 Jahren hat er mit seinem damaligen Partner seine erste offene Beziehung geführt.
Verheiratet aber nicht monogam
Im Laufe der Zeit hat sich Ole ausprobiert und Erfahrungen auch mit weiblich gelesenen Menschen gesammelt. Inzwischen ist er mit seiner Partnerin verheiratet. Die Ehe, die aus einer anfänglichen Freundschaft hervorgegangen ist, schränke beide nicht ein, auch mit anderen Menschen körperlich intim zu werden.
Für Ole sind diese Begegnungen auch keine One-Night-Stands oder Fuck-Buddys, sondern verbindliche und emotional intime Freundschaften.
"Die Art und Weise, wie ich mit Leuten außerhalb meiner Beziehung körperlichen intim werde, das ist halt in einer Freundschaft, in einer sehr verbindlichen und auch emotional intimen Beziehung."
Seine Partnerin und er können sich sehr offen darüber austauschen, dabei muss aber nicht jedes Detail ausgepackt werden. So offen und frei Ole seine Sexualität auch lebt: Es sei eine sehr intime Sache, die immer zwei Menschen betrifft und bei der die Intimsphäre der anderen Person geachtet werden sollte, findet er.
Freundschaft plus kann gut gehen, muss aber nicht
Zu komplizierten Verstrickungen in diesen speziellen Freundschaftkonstellationen komme es bei Ole eigentlich nie. Die Bedingungen sind von Beginn an klar, sagt er: "Wer mich kennenlernt, lernt mich auch in einer Beziehung kennen". Zwar kann es vorkommen, dass Ole sich auch mal verknallt, aber hier hilft sprechen, meint er. Das sei der Vorteil bei einer Freundschaft.
"Wenn Leute das bei einer bereits bestehendne Freundschaft eingehen wollen, dann wird die Freundschaft ihren Charakter verändern. Das muss nicht immer gut gehen, kann aber."
Seine Erfahrungen thematisiert Ole auch in einem Buch, an dem er gerade schreibt. Eine wichtige Erkenntnis für ihn ist: "Wenn Leute das bei einer bereits bestehenden Freundschaft eingehen wollen, dann wird die Freundschaft ihren Charakter verändern. Das muss nicht immer gut gehen, kann aber", sagt er.
Freundschaft plus beginnt mit Freundschaft
Sharon Brehm ist Paartherapeutin. Bei einer Freundschaft plus haben wir die Leichtigkeit, Intimität und das Spaßhafte einer Freundschaft plus die sexuelle Intimität, sagt sie. Der Unterschied zu einer konventionellen Beziehung sei auch, dass es oft nicht die gleichen Verpflichtungen mit sich bringe.
"Verantwortung übernehmen bedeutet, dass ich zum Beispiel darüber rede, wie ich mich fühle, dass ich auch empathisch auf die andere Person reagiere und ehrlich zu mir bin."
Eine Affäre könne Menschen passieren, die sich vorher gar nicht kannten. Eine Freundschaft Plus beginne immer mit Freundschaft, ein entsprechendes Vertrauensverhältnis sei also bereits vorhanden.
Verantwortungsvolle Handeln nötig
Trotzdem kann es zu großen Herausforderungen kommen, damit es funktioniert – zum Beispiel: Welche Verpflichtung ist man bereit einzugehen, was empfindet das Gegenüber überhaupt als Verpflichtung? Eine Freundschaft plus funktioniere nur dann gut, wenn beide Personen Verantwortung füreinander übernehmen.
Ehrlich über Gefühle reden sei wichtig und hilfreich. Aber auch Empathie, respektvoller Umgang, sowie die Akzeptanz der Grenzen der anderen Person, die andere Gefühle haben kann und vielleicht nicht exklusiv sein möchte, so die Paartherapeutin.
Natürlich kann es auch bei einer Freundschaft plus zu dem Punkt kommen, an dem eine Seite das Verhältnis so nicht fortführen möchte. Wie schafft man es, trotzdem, befreundet zu sein? "Es braucht ein bisschen Arbeit, viel Emotionskontrolle, viel darüber sprechen, vielleicht auch ein bisschen Zeit, um das zu verändern. Aber das ist möglich", sagt Sharon.
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- Ole Liebl, verheiratet und pflegt weiterhin sexuelle Freundschaften
- Dr. Sharon Brehm, Paartherapeutin und Podcasterin