Das Sommersemester 2020 hat nun verspätet begonnen. Nur die Hörsäle bleiben dieses Semester leer. Doch die Lehre soll weitestgehend stattfinden - digital. Das stellt sowohl die Unis als auch die Studierenden vor technische und didaktische Herausforderungen.
Seit dieser Woche (20.04.2020) beginnt für Lehrende und Studierende das neue Semester. Der Beginn wurde zunächst nach hinten verschoben, nun soll die Lehre stattfinden. E-Learning und Konferenz-Tools sollen es möglich machen.
Viele Lernplattformen nicht erreichbar
Der Start des digitalen Semesters: holprig. Viele Lernplattformen sind unter dem Ansturm der ersten Tage zusammengebrochen, erzählt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Armin Himmelrath. Zum Vergleich: An der HU Berlin liefen im Sommersemester 2019 Videoinhalte im Umfang von 200 MB. In den ersten beiden Tagen dieses Semesters waren es schon 20 TB – also hundert Mal so viel.
"In der Uni wurde alles für eine digitale Lehre vorbereitet und online gestellt. Dann kommt der Montag – und niemand kam auf die Plattform, weil natürlich alle Studenten gleichzeitig darauf zugreifen wollten."
Studierende berichten, dass sie aufgrund der technischen Probleme Seminare verpasst und deswegen ihren Platz verloren haben. Die technischen Probleme dürften natürlich nicht von den Studierenden ausgebadet werden, die nicht auf die Website kommen und dadurch ein ganzes Semester verlieren könnten, sagt Armin Himmelrath. Trotzdem bleibt es eine enorme technische Herausforderung für die Unis und FHs.
Besserung technischer Probleme in Sicht
Die Dimensionen sind schließlich groß. An der HU Berlin sind 52.000 Studierende registriert, von denen am ersten Tag schon 20.000 aktiv waren. Die Uni brachte es an diesem Tag schon auf 15.000 Video-Meeting-Stunden über die Konferenz-App Zoom.
In naher Zukunft sollten die technischen Probleme aber in den Hintergrund treten, sagt Armin Himmelrath. Schon gestern (21.4.2020) lief es an den meisten Universitäten schon besser als am Tag zuvor. Eine Uni bleibt übrigens ganz entspannt: Die Fernuni Hagen. Für sie ändert sich dieses Semester nichts.
Didaktik muss angepasst werden
Eine weitaus größere Herausforderung als die Technik wird die Vermittlung der Inhalte sein, meint Armin Himmelrath. Denn die Vorlesungen als Film und die Aufgaben als PDF-Dateien hochzuladen – das reicht seiner Meinung nach nicht aus, damit Studierende gut und motiviert lernen können.
"Da die Semesterferien nicht nach hinten verschoben werden, steht den Studierenden für die gleiche Menge Lernstoff weniger Zeit zur Verfügung."
Auch für die Studierenden ist dieses Semester eine besondere Herausforderung. Ihnen bleibt für die gleiche Menge Lernstoff weniger Zeit. Denn das Semester hat verspätet angefangen, die Semesterferien sollen aber bisher nicht nach hinten verschoben werden, sagt Armin Himmelrath.
Erfahrungen aus digitaler Schule
Erste Ergebnisse aus dem Unterricht von Zuhause aus zeigen: Schüler lernen auch bei gut gemachtem digitalen Unterricht rund ein Viertel weniger Stoff als in der Schule. Ob das in der Uni genauso ist, lässt sich noch nicht sagen, erzählt Armin Himmelrath. Es besteht die Möglichkeit, dass die Anforderungen der diesjährigen Prüfungen runtergeschraubt werden müssen. Wenn sie denn stattfinden. Möglich ist auch, dass dieses Jahr keine Prüfungen abglegt, sondern nur Hausarbeiten abgegeben werden müssen.