Selbstfürsorge ist eine sehr individuelle Sache. Kaufen lässt sie sich nicht, Zeit braucht es dafür aber schon, da sind sich Erva, Paula und Fabian einig. Hier sprechen sie über ihre Wege zu mehr Selfcare.
Erva setzt sich seit mehr als zwei Jahren intensiver mit Selfcare auseinander - auch wegen drängender familiärer Verpflichtungen. Gerade baut sie Reserven für ihre Bachelorarbeit auf. Sie macht schon länger Therapie, das hat ihr geholfen, sich Zeit für sich zu nehmen.
"Auch Nichts-machen kann produktiv sein. Me-Time wird oft abgestempelt als: Du machst nichts, du bist faul."
Wenn sie einsam ist und sich schlecht fühlt, kann das Gefühl dazukommen, nichts verdient zu haben. Dann versucht sie, sich bewusst wertzuschätzen. Für sie ist klar: Selfcare bleibt ein Prozess und Selbstliebe ist harte Arbeit.
"Es reicht nicht, einmal am Tag in den Spiegel zu sagen: Ich liebe mich. Man muss sich in den Prozess hineinbegeben."
Erva hostet den Podcast Gedankensalat und setzt sich dort mit Mental-Health-Fragen auseinander. Außerdem studiert sie Health Communication. Im Studium geht es um Theorien und Strategien in der Gesundheitsversorgung und -aufklärung.
Soziale Umgebung als Unterstützung
Sie rät dazu, sich bei allen Höhen und Tiefen mit Menschen zu umgeben, die zur Selbstfürsorge beitragen. Sie habe Menschen um sich, von denen sie sich geliebt fühle, von denen sie wisse, dass die sich um sie kümmern. Erva nimmt sich Zeit für Museums- und Theaterbesuche, für Sport und fürs Lesen: "Ich mache Sachen, die mir Spaß machen."
"Man muss mal wegkommen von diesem Konsum, oder von dieser Produktivität. Einfach mal sein. Ohne Druck, Erwartung."
Paula kann das bestätigen. Auch für sie ist Zeit die wichtigste Ressource für Selfcare. Sie sagt: "Selfcare habe ich als wichtiges Werkzeug kennengelernt, um meine mentale Gesundheit zu erhalten."
Selfcare als Privileg
Die Psychologin hat selbst umfassende Therapieerfahrung. Ihr ist klar, dass Selfcare auch ein Privileg ist, weil sie sich nicht alle Menschen leisten können. Gemeinsam mit Fabian macht Paula den Podcast St*rytime. "Herausfinden, was mir persönlich gut tut", steht für die beiden am Beginn der Selbstfürsorge - jenseits des Buzzwords "Selfcare" und aller kommerziellen Angebote, die damit werben.
"An erster Stelle steht die Auseinandersetzung mit sich selbst. Was es am meisten für Selbstfürsorge braucht, ist Zeit."
Für Fabian bedeutet Selfcare auch, sich mit Männlichkeitsidealen auseinanderzusetzen, seine eigenen Konditionierungen zu hinterfragen. Er betont die gesellschaftliche Wirkung von (mangelnder) Selfcare. Wenn Männer nicht auf sich achten, habe das Konsequenzen für das Leben anderer.
Nicht immer sei es leicht, sich vom Konsum freizumachen, findet er - dabei sei Selbstfürsorge eigentlich nichts Materielles.
"Wie Selfcare als Buzzword benutzt wird, ist hochgradig in den Kapitalismus eingewebt. Zum Beispiel das Mindset, dass wir uns nur entspannen dürfen, wenn wir vorher gearbeitet haben."
Meldet euch!
Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über WhatsApp erreichen.
Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?
Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.
Wichtig: Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.