Wir alle kennen das Gefühl, enttäuscht zu sein. Das gehört wohl zum Leben dazu, ist aber wenig tröstlich. Die Enttäuschung einfach zu unterdrücken, ist nicht ratsam. Aber sie darf auch nicht am Selbstwert nagen.
Im Job startet ein neues Projekt – und wir gehören nicht zum Projektteam. Die eigene Fußballelf kickt – und wir sitzen auf der Ersatzbank. Oder: Gefühlt sind alle zur Party eingeladen, nur wir nicht.
1. Gefühle zulassen, nicht unterdrücken
Die Enttäuschung kann dann groß sein – manchmal sogar riesengroß. Und ehrlich: Das Gefühl ist – in Maßen – auch in Ordnung. Die Enttäuschung zu akzeptieren ist ratsam, denn sie zu unterdrücken, ist auch keine Lösung.
"Wir brauchen Raum, um mal traurig, frustriert oder enttäuscht zu sein", sagt die Psychologin Laura Klimecki. Das Unterdrücken von Gefühlen kann langfristig negative Folgen haben.
"Wenn ich Emotionen unterdrücke, kann das zu erhöhtem Stress führen und langfristig auch psychische Probleme auslösen."
Das heißt, wir können uns ruhig mal ausheulen, am besten mit Eis vor der Glotze. Wir können spazieren gehen oder Freund*innen treffen, um uns noch mehr auszuheulen. Nach dem Suhlen in der Enttäuschung kommt dann aber der nächste Schritt: raus aus der Emotion.
Dafür können wir uns fragen: Warum ist die Enttäuschung eigentlich so groß? Woher kommt das Gefühl? Geht es wirklich um die Sache oder sind wir enttäuscht, weil unsere Leistung oder unsere Persönlichkeit nicht anerkannt wird? "Wenn wir uns das klar machen, dann sind wir schon einen riesigen Schritt weiter", sagt unsere Reporterin Jana Niehof.
2. Gefühle reflektieren und aktiv werden
Wenn wir hinterfragen, warum die Enttäuschung so groß ist, gibt es vielleicht eine Lösung, um in Aktion zu kommen.
Wenn wir zum Beispiel finden, dass wir sehr gut in das neue Projektteam passen. Dann können wir mit den Chef*innen sprechen und um ein Feedback bitten, warum wir nicht ausgesucht wurden. "Vielleicht liegt es an irgendwelchen organisatorischen Dingen, die ich nicht weiß", sagt Jana Niehof. Oder wir erfahren, was wir ändern können, um beim nächsten Mal berücksichtigt zu werden.
Wichtig ist, dass die Enttäuschung nicht dazu führt, dass wir uns fertigmachen und unser Selbstwertgefühl darunter leidet. Misserfolge bestimmen nicht unsere Persönlichkeit, auch nicht Erfolge, so die Psychologin Laura Klimecki.
"Was helfen kann, ist, den eigenen Selbstwert unabhängig zu machen: sich also nicht direkt über Erfolge und Misserfolge zu definieren."
Da kann es hilfreich sein, Freund*innen zu fragen, was sie an uns mögen. "Die werden viel tolle Dinge sagen, die gar nichts mit der sportlichen Leistung oder dem beruflichen Erfolg zu tun haben", sagt Jana Niehof.
Das stärkt den Selbstwert – ganz unabhängig von Erfolg oder Misserfolg.