Jahrelang ist Norman brutal gemobbt worden. Die Folgen spürt er bis heute, aber er hat Strategien entwickelt, damit umzugehen und sein Selbstwertgefühl zu stärken. In der Ab 21 sprechen wir auch mit Psychotherapeutin Sonja Unger und arbeiten ein bisschen mit euch am Ego.
Zwischen den Unterrichtsstunden, ohne Lehrer, das war die schlimmste Zeit, sagt Norman Wolf. Rund fünf Jahre lang ist er während seiner Schulzeit gemobbt worden. Er sagt: "Die Pausen waren von Angst geprägt. Das Recht des Stärkeren galt." Mit brutalen Beleidigungen hat es angefangen und steigerte sich schließlich zu körperlicher Gewalt. Er war Schlägen und Verletzungen ausgesetzt. Mal wurde sein Schulranzen aus dem Fenster geworfen, mal seine Gesichtshaut geritzt.
"Im Grunde ist Mobbing Tag für Tag zu hören, wie wertlos du bist."
Die Spuren dieser Zeit trägt Norman als seelische Narben bis heute mit sich herum, in Alltagssituationen, bei der Arbeit beispielsweise. Mobbing wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus, sagt er. Inzwischen weiß er sich mit kleinen Tricks zu helfen: "Es hilft, einfach nett zu sich selbst zu sprechen."
Norman studiert Psychologie und hat sich mit dem Buch "Wenn die Pause zur Hölle wird" seiner Vergangenheit gestellt. Er lebt in Frankfurt und arbeitet als psychosozialer Berater bei der AIDS-Hilfe. Sein Freundeskreis heilt heute die tief sitzenden Verletzungen der Schulzeit.
Vier Begriffe für das Selbstwertgefühl
Soziale Netzwerke nennt die Psychotherapeutin Sonja Unger als einen von vier zentralen Begriffen, die zum Selbstwertgefühl gehören. Hinzu kommen noch Selbstvertrauen, soziale Kompetenzen und Selbstakzeptanz. Diese Kategorien könne man sich wahlweise als Säulen aber durchaus auch als Schubladen einer Kommode vorstellen. Mangelt es an Selbstvertrauen, lasse sich das unmittelbar stärken, so die Psychotherapeutin.
Um beispielsweise das Selbstvertrauen zu stärken, empfiehlt Sonja Unger, Freunde nach den eigenen Stärken zu befragen. Wenn die Antworten dann zu klischeehaft sind, können Nachfragen helfen, findet die Psychotherapeutin.
"Es geht beim Selbstvertrauen darum, dass ich lerne, was meine Stärken sind. Und woraus sie bestehen."
Frauen müssten sich bei der Frage nach ihren Stärken beispielsweise häufig anhören, dass sie gut zuhören können. Die Rückfrage könne dann lauten: Was gibt dir das Gefühl, dass ich jetzt gut zugehört habe? Dann wäre die Antwort vielleicht schon konkreter und stärke dann möglicherweise auch das Selbstvertrauen. Vergleichbare Hinweise hat Sonja Unger auch für die anderen drei Teilaspekte des Selbstwertgefühls parat. (Klickt oben aufs Audio)
Mangel an Selbstwert als Risiko
In ihrem beruflichen Alltag hat sie es eher mit schwerwiegenderen Problemen als mangelndem Selbstwertgefühl zu tun. Sie sagt: "Die meisten kommen tatsächlich mit Beschwerden her, also nicht explizit, um das Selbstwertgefühl zu steigern." Für die Psychotherapeutin ist allerdings klar, dass ein Mangel an Selbstwert im Zusammenhang psychischer Erkrankungen einen Risikofaktor darstellt.
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