"Heroin-Chic" – das vermeintliche Ideal eines extrem dünnen Körpers ist wieder zurück. Alina macht einen Mode-Podcast, sie kennt die Trends und lässt sich davon manchmal zu sehr beeinflussen, – wie sie selbst findet. Regine Frener ist Medienpsychologin und forscht zu Social Media, Schönheitsidealen und Selbstwahrnehmung.
Von Modetrends kann Alina sich mittlerweile ein bisschen fernhalten, trotz ihres großen Interesses an Fashion. Sie hostet den Podcast "ModeMood" und ist dennoch davon überzeugt, dass es ihr heute leichter gelingt, sich von manchen Trends fernzuhalten. Auch sie denkt über Bilder auf Social Media manchmal: Ach, sehr schön. Das ist eine schöne Figur, ein schönes Outfit.
Sie merke vielleicht in dem Moment nicht, was das unterbewusst mit ihr anrichtet, weil es eben nicht die Wahrheit ist, weil es nicht immer so ist, wie es aussieht. Diese Distanz zu Bildern und Schönheitsidealen hatte sie in der Pubertät allerdings nicht.
Zwischen Ideal und Body-Positivity
Die Körpervorstellungen aus den Medien passe nicht zu ihrem pubertierenden Körper. Alina sagt: "Der Körper verändert sich einfach. Es war für mich, als ich jung war, schwierig, mit dem 'perfekten' Körperbild, das einem in den Medien nahegebracht wurde, klarzukommen."
"Body-Positivity, diese andere Gegenbewegung, ist immer noch da. Und ich bin sehr froh, dass sich das auch immer weiter etabliert hat."
Für sie ist Body-Positivity eine Bewegung, die sich auch gegen die Rückkehr des "Heroin-Chic" stellt, der eher für ein ungesundes Aussehen stehe. Für Alina bedeutet Body-Positivity: "Ich trage die Größe, die mir passt und nicht das, was mir vorgeschrieben wird von Magazinen." "Heroin-Chic" verbindet sie mit einem Lebensstil und der Absicht, sich dafür selber fertig zu machen.
Ein Schönheitsideal aus den 90er
Die Rückkehr des "Heroin-Chic" hat auch Regine Frener beobachtet – mit Sorge. Die Medienpsychologin lehrt an der Uni Hohenheim. Sie fühlt sich einerseits an ihre eigene frühe Kindheit erinnert, andererseits an das Hashtag #thinspiration auf der Plattform Tumblr. "Das war auch ein ganz dunkles Kapitel", sagt sie.
"Ich war total schockiert, als ich gesehen habe, dass dieser 90er-Jahre-Look wieder zurück ist."
Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Mediennutzung und Essstörungen, gebe es vor allem bei sehr jungen Mädchen, berichtet Regine Frener. Allgemeiner gehe es um eine Vielzahl von Risikofaktoren, die Erkrankungen herbeiführen können. Sie nennt beispielsweise die Neigung zum sozialen Vergleich.
Grundsätzlich strebten Menschen, die sich zu Männern hingezogen fühlen, nachweislich nach einem dünneren Körper. Diese Gruppe sei generell mit der eigenen Form weniger zufrieden. Personen hingegen mit einem feministisch-liberalen Weltbild idealisierten Dünnsein seltener und seien resistenter gegenüber solchen Schönheitsidealen.
"Medienwirkungen sind nicht so simpel. Da gibt es eine ganze Vielzahl von Risikofaktoren neben dem, was ich mir online anschaue."
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- Alina, Podcasterin bei ModeMood
- Regine Frener, Medienpsychologin