Das bisher gültige Transsexuellengesetz soll durch das Selbstbestimmungsgesetz ersetzt werden. Die Ampel-Regierung hat die geplante Veränderung in einem Eckpunkte-Papier vorgestellt. Trans-Menschen reagieren unterschiedlich darauf. Zwei Positionen zu den geplanten Veränderungen stellen wir euch in Eine Stunde Liebe vor.
Das geplante Selbstbestimmungsgesetz soll ermöglichen, dass sich der Geschlechtseintrag künftig leichter ändern lässt. Das noch gültige Transsexuellengesetz stuft der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, als diskriminierend ein. Aus diesem Grund soll es nun abgeschafft werden.
Was die neue Rechtslage mit sich bringen könnte, zeigt ein Blick nach Argentinien. Dort gibt es bereits seit zehn Jahren ein ähnliches Selbstbestimmungsgesetz.
"Alles wird festgehalten: Deine Kleidung, deine Mimik, deine Stimme. Dieser Druck, sich selbst zu offenbaren, damit objektiv 'weiblich sein' nachgewiesen wird, das ist absolut kein schönes Gefühl."
Bisher regelt das Transsexuellengesetz von 1981 unter welchen Bedingungen trans-Menschen ihren Vornamen und den Geschlechtseintrag im Personenstand ändern können. Dafür sind bisher noch zwei Gutachten sowie ein Antrag am Amtsgericht notwendig. Das will die Ampel-Regierung mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz ändern.
Gang zum Standesamt soll künftig ausreichen
Damit soll es für Menschen, die trans sind, sowie für intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen einfacher werden. Statt eines monatelang andauernden Verfahrens soll der Gang ins Standesamt reichen. Dann sind vier Geschlechtseinträge möglich: männlich, weiblich, divers oder gar kein Eintrag.
"Mir ist im Selbstbestimmungsgesetz zu wenig Sicherheit enthalten, dass nur diejenigen davon profitieren, für die es tatsächlich gedacht ist."
In Argentinien zeigt sich, dass so eine Rechtslage anscheinend bisher kaum missbraucht worden ist. In zwei Jahren haben rund 12.000 Menschen einen neuen Geschlechtseintrag machen lassen. Die rechtliche Lage hat zu mehr Akzeptanz für trans Menschen in der Gesellschaft geführt, berichtet Anne Herrberg, unsere Korrespondentin in Buenos Aires.
In Deutschland ist das noch ein langer Weg, meint trans Frau Felicia Ewert. "Es geht hier um einen rechtlichen Schutz. Ein gesellschaftlicher Schutz geht damit nicht automatisch einher. Dafür braucht es noch sehr viel Arbeit und Zeit."
Im Liebestagebuch erzählt trans Mann Sascha, wie sich für ihn die Mastektomie, das operative Entfernen der Brüste, angefühlt hat. Schmerzhaft und befreiend zugleich.