Seit über einem Jahr rettet die Crew der Sea-Watch im Mittelmeer in Seenot geratene Flüchtlinge. Nun will sie ein Ultraleichtflugzeug zur Unterstützung aus der Luft einsetzen. Doch das darf nicht abheben.
Der Flug von Deutschland auf die tunesische Insel Djerba verlief problemlos, doch nun steckt die Sea-Watch-Air fest. Mit dem Ultraleichtflugzeug wollte Ruben Neugebauer die Crews auf den Rettungsschiffen von Sea-Watch vor der libyschen Küste aus der Luft unterstützen. Er hat dafür extra einen Flugschein gemacht. Doch die tunesischen Behörden verweigern den Überflug über die Teile des Meeres, wo es zum Einsatz kommen soll.
Warum die Sea-Watch-Air nicht abheben darf
Der Verein Sea-Watch betreibt zwei Rettungsschiffe, die in Seenot geratene Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken retten sollen. Und sie sind nicht die Einzigen. Längst haben sich weitere Initiativen gegründet, "SOS Méditerranée" etwa, oder "Jugend rettet". Auch sie sind mit Schiffen unterwegs. Und trotzdem sind in diesem Jahr über 3000 Menschen im Mittelmeer gestorben.
Hochsaison auf dem Mittelmeer
Bei der Rettung selbst herrscht oft Chaos, sagt Ruben Neugebauer. Die Balkanroute ist nach dem EU-Türkei-Deal weitgehend dicht und das Sommerwetter erleichtert die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer. Bis zu 20 Flüchtlingsboote sind deshalb im Moment gleichzeitig unterwegs, sagt Neugebauer. Da ist es schwierig, alle im Auge zu behalten und die Einsätze zwischen den vielen zivilen und staatlichen Rettungsschiffen zu koordinieren. Das Team der Sea-Watch hat deshalb für 42.000 Euro das Leichtflugzeug gekauft und es auf den Namen Sea-Watch-Air getauft.
"Vom Schiff aus hat man ein sehr eingeschränktes Sichtfeld, wenige Meilen nur. Vom Flugzeug aus
können wir das komplette Suchgebiet in relativ kurzer Zeit überfliegen."
Warum die Genehmigung nicht erteilt wird, weiß niemand
Mehrere Wochen hat Ruben in Tunesien gewartet und mit Behörden und Ämtern gesprochen. Vergeblich. Der Flieger bleibt bis auf Weiteres am Boden. Warum, das sagt niemand so genau. Offiziell muss er auf eine Sondergenehmigung warten. Wenn die Behörde endgültig absagt, will das Team eine größere Maschine chartern, die zum Beispiel von Sizilien aus startet. Auch wenn das wesentlich teurer wäre.
„Wir haben da ein fertig betanktes Flugzeug stehen, das die Koordination von Rettungseinsätzen auf dem Mittelmeer wesentlich einfacher machen könnte.“
Ruben Neugebauer ist in der Zwischenzeit wieder an Bord der Sea-Watch II gegangen, um sich an den Rettungsaktionen direkt zu beteiligen. Das Schiff ist momentan rund um die Uhr im Einsatz. Es ist Hochsaison auf dem Mittelmeer.