Seit der Silvesternacht in Köln kocht in Deutschland die Diskussion darüber hoch, was ein sexueller Übergriff ist, wie die Gesellschaft damit umgeht und wie darüber berichtet wird. In Schweden hat es am Wochenende auf zwei Festivals sexuelle Übergriffe gegeben, sogar Vergewaltigungen wurden angezeigt. Unsere Kollegin Nilofar Elhami ist in Schweden und weiß, dass die Diskussion, die dort geführt wird, sehr anders verläuft, als bei uns.
In Schweden wird bereits seit einigen Jahren immer wieder über das Thema sexuelle Übergriffe gegen Frauen auf Festivals diskutiert. Unsere Kollegin Nilofar Elhami berichtet, dass es in diesen Diskussionen immer wieder darum geht, was getan werden kann, damit Frauen sich - zum Beispiel bei Massenveranstaltungen - geschützt und sicher fühlen. Es wurden Kampagnen lanciert, die sowohl Männer als auch Frauen aufklären, wo so ein sexueller Übergriff anfängt und dass Frauen jegliche Belästigung - egal in welcher Form - melden sollten.
"Es gibt krasse Unterschiede, wie man über sexuelle Übergriffe diskutiert. Da ist man viel weiter aus meiner Sicht. Ein Übergriff ist immer ein Übergriff, ein Nein ist immer ein Nein. Eigentlich redet man darüber, was machen wir jetzt."
Dieses Jahr sind die Anzeigen statistisch in die Höhe geschossen. Nilofar Elhami sagt, dass das nichts damit zu tun habe, dass es tatsächlich mehr Übergriffe gebe, sondern damit, dass dem Thema seit einiger Zeit so viel Aufmerksamkeit gewidmet werde.
Anders als in Deutschland wird in Schweden nicht darüber diskutiert, ob eine Frau möglicherweise falsch aussagt oder ein Übergriff ein Übergriff ist. In Schweden, so Nilofar Elhami, stellt das niemand infrage. Es geht mehr darum: Wie können wir das in den Griff bekommen, was können wir als Gesellschaft tun, damit es besser wird.
Um so mehr sind die Schweden geschockt über die Nachrichten von den zwei Festivals am vergangenen Wochenende: Auf dem "Putten i Parken" wurden 30 Übergriffe gemeldet, auf dem Bråvalla-Festival soll es 15 Übergriffe gegeben haben - fünf davon wurden als Vergewaltigung angezeigt. Die sexuellen Übergriffe sollen übrigens nicht irgendwo am Rande passiert sein, sondern mitten in der großen Publikumsmasse vor der Bühne.
"Kein einziger Übergriff ist normal. In Schweden gibt es in dieser Hinsicht eine Nulltoleranz."
Es gibt jetzt in Schweden konkrete Vorschläge, um die Situation zu verbessern. Auf den Festivals wurden Polizisten verstärkt eingesetzt und auch Ärzte sind vor Ort, die im Falle einer Vergewaltigung sofort untersuchen und Spuren sichern können.