Viele schwangere Frauen machen sich zurzeit Sorgen um sich und ihr ungeborenes Kind. Während die Geburtsvorbereitung bereits über Skype abläuft, wünschen sich viele Frauen auch eine Hausgeburt, um Komplikationen im Krankenhaus zu vermeiden.
Das hatte sich Anna anders vorgestellt. Sie ist im achten Monat schwanger und wollte die letzten Monate ihrer Schwangerschaft noch genießen, ins Kino gehen oder Freunde treffen, bevor sie wirklich Mutter wird. Doch dann kam die Corona-Krise. Rausgehen geht jetzt nicht mehr. Dazu kommt die Angst, dass ihre Geburt und die Vorbereitungen darauf von der Krise negativ beeinflusst werden könnten.
Eine Geburt ohne den Partner
Annas größten Schock löste die Nachricht aus, dass ihr Partner bei der Geburt eventuell nicht dabei sein dürfe. Zuerst dachte sie noch, dass sie es schon alleine hinbekommen würde, doch dann verließ sie doch der Mut als sie sich klar machte, dass das ihre erste Geburt ist und sie gar nicht weiß, wie was abläuft, erzählt sie.
"Das war ne ziemliche Schock-Nachricht. Ich habe erst gedacht, da komme ich mit klar. Aber dann habe ich einen Abend doch fast geheult deswegen, weil das ist ist mein erstes Kind. Ich weiß nicht, wie so eine Geburt abläuft. Und dann zu denken, ich muss das ganz alleine schaffen..."
Über eine Whatsapp-Gruppe ist Anna mit anderen werdenden Müttern vernetzt. Hier tauschen sie sich über die Situationen in den unterschiedlichen Krankenhäusern aus. Für sie steht zumindest mittlerweile fest, dass ihr Freund in ihrem Krankenhaus bei der Geburt dabei sein darf.
Grenzwertige Personalsituation im Kreißsaal
Grundsätzlich habe Anna keine Angst vor dem Krankenhaus, ihr mache aber vor allem die Personalsituation Sorgen. Sie wisse nicht, wie viel Personal nicht doch für die Pflege von Corona-Patienten abgezogen würden und deshalb womöglich zu wenig Personal auf den Geburtsstationen vorhanden sei.
"Meine Sorge ist eher noch die Personalsituation, weil ich das Gefühl habe, hoffentlich sind die Geburtsstationen noch so ausgestattet, dass da genügend Leute für die gebärenden Frauen sind."
Das befürchtet auch die Hebamme Ingrid Kronast. Es könne in den nächsten Wochen durchaus passieren, dass Kreißsäle zugemacht werden, weil zu viele Hebammen aufgrund der Corona-Krise ausfallen könnten – sei es aufgrund eines positiven Tests oder einer Quarantäne-Anordnung.
Betreuung über Skype und Telefon
Auch die Betreuung bereits vor der Geburt ist deutlich eingeschränkter als in normalen Zeiten. Das meiste laufe über Skype und Telefon. Viele Geburtsvorbereitungskurse laufen ebenfalls virtuell über Youtube, erzählt Ingrid Kronast.
"Es gibt da ganz viele Hebammen, die dabei sind, sich so einzurichten, dass sie ihre Geburtsvorbeitungskurse, die Rückbildungskurse eben mit Webcam machen."
Doch es gibt Momente, da reicht es nicht aus, nur über Skype zu sprechen. Wenn Ingrid Kronast beispielsweise eine Frau am Telefon hat, die das Gefühl hat, ihr Kind bewegt sich nicht mehr richtig, dann muss sie hinfahren und die Herztöne abhören, erzählt sie. Anna sieht ihre Hebamme und Frauenärztin zumindest noch alle zwei Wochen – mit erhöhten Hygienemaßnahmen.
"Wenn ich zum Beispiel eine Frau habe, die sagt: Ich habe Angst, mein Kind bewegt sich nicht mehr gut. Dann kann ich nicht sagen: 'Naja jetzt warten sie mal ab.' Da muss ich schon hinfahren und Herztöne hören."
Im Zweifelsfall müsse sie auch zu einem Krankenhausbesuch raten. Doch das wollen zurzeit alle vermeiden. Deshalb gibt es auch immer mehr Frauen, die sich eine Hausgeburt wünschen, erzählt Ingrid Kronast.
Soziale Medien schüren Angst
Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass schwangere Frauen besonders gefährdet sind durch das Virus oder darauf, dass das Risiko einer Fehlgeburt steigt, wenn die Mutter infiziert ist. Viele Frauen würden sich dennoch Sorgen machen – vor allem aufgrund der Kommentare und Nachrichten, die in den sozialen Netzwerken immer wieder auftauchen, sagt Ingrid Kronast.
"Die Frauen sind natürlich sehr viel in den sozialen Medien unterwegs. Und da ist es eben oft schwierig mit dem Angst-Machen oder Angst-Bekommen."
In solchen Netzkommentaren heißt es beispielsweise, dass es viel zu früh sei, zu behaupten, dass das Virus völlig ungefährlich für eine schwangere Frau sei.
Anna versucht sich davon und von ihrer Angst vor dem Tag der Geburt nicht verrückt machen zu lassen. Sie spreche sich selbst Mut zu, indem sie sich sage, sie ist nicht die erste Frau, die das durchmacht, das haben schon Jahrhunderte lang vor ihr Frauen geschafft!