Die Schufa testet einen neuen Score, um unsere Kreditwürdigkeit zu bestimmen. Verbraucher können ihn voraussichtlich ab diesem Herbst nutzen. Dabei werden weniger Kriterien berücksichtigt – und er soll kostenlos und transparenter sein. Kritik gibt es trotzdem.
Die Schufa umgibt eine fast mystische Aura. Kaum jemand weiß so wirklich, wie sie arbeitet und welche Daten sie von uns hat. Was aber fast alle wissen: Die Schufa hat richtig viel Macht. Denn der sogenannte Bonitätsscore entscheidet zum Beispiel, ob eine Vermieterin uns das WG-Zimmer gibt oder wir einen Handyvertrag abschließen können. Ein negativer Schufa-Eintrag kann richtig fiese Folgen haben.
Der Schufa-Score sagt aus, wie kreditwürdig wir sind – also wie wahrscheinlich es ist, dass wir Rechnungen und Kredite pünktlich bezahlen. Unternehmen oder Vermieter wollen das wissen, bevor sie einen Vertrag mit uns unterschreiben.
Die Schufa nutzt Daten von 70 Millionen Menschen
Schufa steht für "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung" – und ist keine offizielle Behörde, wie manche denken, sondern ein Privatunternehmen. Sie soll Firmen schützen, damit die nur mit Verbraucherinnen und Verbrauchern Verträge abschließen, die auch zahlen können.
Dafür nutzt die Schufa Daten von rund 70 Millionen Menschen in Deutschland: Sie weiß, wie viele Kreditkarten wir haben oder ob wir unser Konto überziehen. Daraus wird die Bonität errechnet. Das ist legal, die Schufa hält sich an gesetzliche Vorgaben und den Datenschutz.
Die zwölf neuen Schufa-Kriterien
Dass niemand weiß, wie die Schufa-Auskunft zustande kommt, hat einen Grund: Für die Schufa ist das ein Geschäftsgeheimnis, denn damit verdient sie ihr Geld. Doch das ändert sich. Die Schufa legt künftig offen, wie sie den Score berechnet.
Außerdem ändert die Wirtschaftsauskunftei, wie sie diesen Wert berechnet. Bislang war es so: "Die Schufa hat mit Hunderten Kriterien gearbeitet, die unterschiedlich gewichtet wurden", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Wirtschaftsreporter Nicolas Lieven. Am Ende kam dabei ein Wert zwischen 0 und 100 raus. "Und man wusste überhaupt nicht, warum man vielleicht einen schlechten Score hat", ergänzt er.
Künftig soll es nur noch diese zwölf Kriterien geben:
- Alter der ältesten Kreditkarte
- Alter der aktuellen Adresse
- Anzahl von Anfragen und Abschlüssen für Girokonten und Kreditkarten in den vergangenen 12 Monaten
- Kredit mit der längsten Restlaufzeit
- Anzahl von Anfragen im Bereich Telekommunikation und (Online)-Handel in den vergangenen 12 Monaten
- Alter des ältesten Bankvertrags
- Immobilienkredit oder Bürgschaft
- Aufgenommene Ratenkredite in den vergangenen 12 Monaten
- Kreditstatus
- Vorliegen einer Identitätsprüfung
- Jüngster Rahmenkredit
- Zahlungsstörungen
Schufa wird nicht ganz freiwillig transparenter
Der neue Schufa-Score weist dann einen Wert von 100 und 999 Punkten aus. Je höher, desto besser. Man soll dann genau einsehen können, wie der Score zustande kommt, und was man tun kann, um ihn zu verbessern. Und vor allem: Wir können den Score künftig kostenfrei sehen, bisher kostet die Einsicht etwas. Aktuell wird der neue Score getestet, ab Herbst sollen ihn dann Verbraucherinnen und Verbraucher nutzen können.
"Es gibt immer wieder Kritik an der Machtfülle der Schufa."
Das sind also deutliche Verbesserungen. Doch warum ändert die Schufa ihren Score? Einerseits will das Unternehmen transparenter und offener werden. Das hat Tanja Birkholz, Vorstandsvorsitzende seit 2020, verkündet.
Andererseits gibt es aber auch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs von Februar 2025. Demzufolge müssen Verbraucherinnen und Verbraucher besser nachvollziehen können, wie der Schufa-Score entsteht.
Die große Kritik am Einfluss der Schufa bleibt wohl auch mit dem neuen Score bestehen: Ein negativer Schufa-Eintrag kann einem die Zukunft verbauen – und bei der Berechnung passieren hin und wieder Fehler. "Es gibt immer wieder Kritik an der Machtfülle der Schufa", sagt Nicolas Lieven, "und die Kriterien bleiben umstritten."