Romane schreiben, Schriftsteller sein, bekannt werden weit über die eigene Stadt und das eigene Umfeld hinaus. Für den Jugendlichen Andreas Maier war das ein Traum. Einer, der in Erfüllung gegangen ist. Aber warum eigentlich schreiben? Diese Frage versucht der Schriftsteller Andreas Maier in seinem Vortrag zu ergründen.
In seiner Jugend, so Maier, gab es einen Moment, der ihm den Grund zu schreiben nahe legte. Er war spazieren. Die Sonne ging unter:
"Ich stand da und fragte mich angesichts des Lichtes und der Landschaft, der Umgebung und der Welt: Und was soll ich jetzt damit machen? Soll ich das etwa essen?"
Dieser Moment sei "vielleicht der allererste Ur-Grund für so etwas wie Schreiben" in ihm gewesen.
"Erst kam das Wort 'ich', dann kamen irgendwann die Bücher, dann kam der Name Suhrkamp."
Damals, als Teenager, waren Suhrkamp-Autoren seine großen Helden. Heute gehört er selbst dazu. Wie hängen Schreiben und das eigene Leben zusammen?
"Von Büchern können Bedrohungen ausgehen, vor allem, wenn man selbst keine schreibt, aber gerne möchte, oder weil man glaubt, man sei nicht, wenn man nicht als Buch da sei."
Wer Romane schreibt, der schreibt Fiktion, also eigentlich genau das Gegenteil von Wirklichkeit, von dem, was man selbst erlebt hat. Nur gibt es da ein Problem: Denn um lebendige Fiktion zu schreiben, muss ein Autor aus den Erfahrungen seines eigenen Lebens schöpfen, er muss also autobiografisch sein. Die Spannung zwischen diesen beiden Polen treibt Maier immer wieder um.
"Die Wörter wuchern immer unkontrollierter in uns hinein. Dann brauchen wir Jahrzehnte, um mithilfe von Wörtern den Wörtern wieder einigermaßen beizukommen, sie in uns abzubauen, rückzubauen."
Im Jahr 2010 hat Andreas Maier ein autobiografisch-fiktionales Großprojekt begonnen. "Ortsumgehung" hat er es getauft. Es besteht aus elf Romanen, die alle in Hessen, im Landkreis Wetterau, spielen, wo Maier aufgewachsen ist. Die Titel hat er alle schon festgelegt, sechs Bände sind bereits geschrieben und veröffentlicht, der siebte erscheint dieser Tage und heißt "Die Familie". Bei uns im Hörsaal erzählt Andreas Maier, was es mit diesem Großprojekt auf sich hat.
Der Vortrag von Andreas Maier heißt "Ortsumgehung". Er hat ihn am 28. November 2018 an der Freien Universität Berlin gehalten, im Rahmen der Siegfried Unseld Vorlesung, die das Dahlem Humanities Center in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag organisiert.