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Schottland hat gewählt. Und die Scotish National Party (SNP) hat bei der Parlamentswahl Anfang Mai 2021 40 Prozent der Stimmen eingefahren, im schottischen Parlament hat sie damit die absolute Mehrheit um nur einen Sitz verfehlt. Ob es jetzt zu einem neuen Unabhängigkeitsreferendum kommt, ist allerdings alles andere als ausgemacht. Der Historiker Holger Nehring über eine Geschichte der Uneinigkeit.

Nach dem Wahlerfolg lässt die neue und alte Regierungschefin Nicola Sturgeon von der SNP keinen Zweifel daran, dass sie ein neues schottisches Unabhängigkeitsreferendum forcieren wird. Und da wird es knifflig. Die Geschichte der Uneinigkeit zwischen London und Edinburgh ist viel älter als die Geschichte des britischen Brexit.

"Wie sieht es aus mit den Souveränitäten innerhalb des nun angeblich wieder voll souveränen Vereinigten Königreiches? Wer spricht überhaupt für das Vereinigte Königreich?"

Das Verfassungsarrangement im Vereinigten Königreich ist kompliziert, sagt unser Redner. UK ist weder zentralistisch organisiert wie zum Beispiel Frankreich. Noch ist es föderalistisch wie die Bundesrepublik Deutschland. Es handelt sich um einen Staatenbund, der über Jahrhunderte, durch Kriege und Bürgerkriege gewachsen ist. Wer in dieser Verfassungsordnung souverän ist, das ist umstritten.

"Die Scotish National Party, 1934 gegründet, wurde bis weit ins 20. Jahrhundert hinein belächelt."

Die Scotish National Party (SNP) war bis in 1980er-Jahre hinein übrigens gegen eine EU-Mitgliedschaft Großbritanniens. Nehring beschreibt den Aufstieg der SNP, zu dem auch Labour und die britischen Konservativen beigetragen haben.

"Die brutale Taktik der Thatcher-Regierung ruinierte den Ruf der Konservativen bis heute."
Holger Nehring, Historiker, University of Stirling

Dass es zu einem Referendum kommt, hält Holger Nehring nicht für ausgemacht. Es gibt zahlreiche Hindernisse, Probleme und Hürden. Allerdings sind seiner Ansicht nach die schottische und die britische Gesellschaft tief gespalten:

"Immer weniger Schottinnen und Schotten studieren in England. Denn dort kostet es 9000 Pfund, das Studium. In Schottland ist es aufgrund der Politik der SNP kostenlos."
Holger Nehring, Historiker, University of Stirling

Bei uns dazu: Großbritannien: Der Brexit, das uneinige Königreich und ein neues Irland.

Shownotes
Schottland und der Brexit
Das uneinige Königreich
vom 23. Mai 2021
Moderation: 
Katja Weber
Vortragender: 
Professor Holger Nehring, Chair in Contemporary European History, University of Stirling