Nach einzelnen Regionen und dem Saarland will Baden-Württemberg eine Ersthelfer-App flächendeckend einführen, berichtet der SWR. Wer dort registriert ist, wird im Notfall alarmiert und kann direkt Erste Hilfe leisten. Dabei gibt es aber Hürden.

Gerade bei Notfällen wie einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall zählt jede Sekunde. Auch ein Krankenwagen benötigt seine Zeit – je nachdem wo Hilfe nötig ist. Deshalb kommen in immer mehr Gegenden Ersthilfe-Apps zum Einsatz.

Konkret läuft das so ab: Die Leitstelle erhält einen Notruf und kann zusätzlich oder alternativ zum Rettungswagen mehrere registrierte Ersthelfende aktivieren. "Der Radius, in dem aktiviert wird, kann je nach App unterschiedlich sein. Bei der verbreiteten Katretter-App sind es in der Regel 500 Meter oder auch ein Kilometer in ländlichen Regionen", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll.

Hilfe, bevor die Ambulanz kommt

Die potentiellen Ersthelfer*innen bekommen ihren Einsatz auf dem Handy als Push-Meldung angezeigt und entscheiden, ob sie den Einsatz annehmen können oder nicht. Sie können dann der erkrankten oder verunfallten Person noch vor Ankunft des Krankenwagens am Unfallort helfen.

Dort sind die Lai*innen aber nicht nur wichtig, um in der Zeit vor Eintreffen des Notarztes oder der Notärztin zu helfen. Sie können später auch den professionellen Rettungshelfern und -helferinnen assistieren.

"Und bisweilen können die Nothelfer auch dafür sorgen, dass gar kein Krankenwagen ausrücken muss, weil sie selbst ausreichend Hilfe leisten können."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Allerdings kann sich nicht jede*r als Ersthelfer registrieren, sondern es werden entsprechende Mindestvoraussetzungen wie ein Erste-Hilfe-Kurs verlangt. Trotzdem ist die Chance gar nicht so gering, dass sich ein Ersthelfer mit App in eurer Nähe befindet. Im September 2023 waren in Baden-Württemberg zum Beispiel bereits 4.500 Ersthelferinnen und Ersthelfer registriert.

Ersthelfer-Apps im Test

Baden-Württemberg hatte in den vergangenen Jahren in mehreren Regionen Notfall-Apps getestet. Seit 2017 zum Beispiel in Freiburg die App von der Initiative "Region der Lebensretter". Alleine in dieser Region wurden 2022 fast 2.000 Alarmierungen registriert. Andere Landkreise im Südwesten haben alternative Apps wie zum Beispiel die Katretter-App ausprobiert.

Aber nicht nur Baden-Württemberg setzt auf diese Apps. Es gibt mittlerweile viele Regionen in Deutschland, wo die Leitstellen damit zusammenarbeiten.

Funktionen in Ersthelfer-Apps immer umfangreicher

Es gibt inzwischen sogar Apps, mit denen spezielle Aufgaben an einzelne Personen zugeteilt werden können – etwa bei einem vermuteten Herzstillstand einen Defibrillator zu holen. Diese Funktion gibt es zum Beispiel bei der App Katretter, die das Saarland Anfang des Jahres eingeführt hat.

Die genauen Funktionen der App in Baden-Württemberg sind noch nicht bekannt. Bislang ist nur die Grundsatzentscheidung gefallen, so ein System landesweit einzuführen, berichtet der SWR.

"Damit das System funktioniert, muss es wissen, wo ich mich gerade aufhalte. Das lässt sich nicht vermeiden."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Natürlich muss die App dafür den Standort der User kennen. Um trotzdem aber einen gewissen Datenschutz zu gewährleisten, wird der etwa bei Katretter im Normalfall um gut einen halben Kilometer verschleiert, erklärt unser Netzreporter Andreas Noll. Erst im Notfall wird dann das Gerät der Ersthelfenden genauer geortet.

Diese so genannten First-Responder-Apps gibt es mittlerweile in vielen Ländern: In den USA, Dänemark, Schweiz, den Niederlanden oder auch Österreich. Es sieht also ganz danach aus, als würde sich das System langsam durchsetzen, schätzt Andreas ein.

Shownotes
Schnelle Hilfe im Notfall
Baden-Württemberg will Ersthelfer-App einführen
vom 10. Juli 2024
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter