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Wer nicht oder nur schlecht schlafen kann, leidet oft sehr darunter. Schlafmittel sollen dagegen helfen, Ärzt*innen können sie verschreiben. Aber welche gibt es und wann machen sie überhaupt Sinn?

Wer häufig nicht einschlafen kann, nachts oder sehr früh am Morgen aufwacht und dadurch den Tag nicht mehr gut durchhält, hat eine sogenannte Insomnie. Schlafmittel einzunehmen kann dagegen helfen – muss es aber nicht.

Erster Schritt: Kognitive Verhaltenstherapie

Schlafforscherin Christine Blume von der Uni Basel sagt: Schlafmittel sollte man sich nicht sofort und auch nicht einfach so verschreiben lassen. Zunächst einmal empfiehlt sie betroffenen Personen, eine kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie zu machen. Dabei lernen Patient*innen, wieder gut zu schlafen.

"Wir verändern einerseits das Verhalten so, dass der Schlaf sich verbessern kann. Andererseits beschäftigen wir uns auch mit Gedanken rund um den Schlaf, die unter Druck setzen können."
Christine Blume, Schlafforscherin

Auch Christine Blume therapiert Menschen mit Schlafstörungen. Bei einer solchen Therapie kommen die Patient*innen normalerweise acht Mal zu ihr. Hier
erfahrt ihr mehr dazu, wie so eine Therapie abläuft.

Wenn eine solche Therapie allein nicht wirkt – oder auch, wenn jemand ganz akut in einer Krise ist, zum Beispiel, weil etwas Schlimmes passiert ist – dann können Schlafmittel helfen.

Welche Schlafmittel gibt es?

Der Klassiker unter den Medikamenten, mit denen Schlafstörungen behandelt werden, sind die sogenannten "Z-Substanzen". Der Name kommt vom Wirkstoff, zum Beispiel steckt Zolpidem oder Zopiclon dahinter.

"Die Z-Substanzen dämpfen die Gehirnaktivität und fördern dadurch den Schlaf. Sie führen dazu, dass du schneller einschläfst, weniger oft aufwachst, länger schläfst und dein Schlaf kann sich tiefer und erholsamer anfühlen."
Christine Blume, Schlafforscherin

Auch sogenannte Benzodiazepine werden von Ärzt*innen bei Insomnie verschrieben. Sie wirken ähnlich. Das Problem: An beide Mittel kann der Körper sich gewöhnen, so dass man irgendwann eine höhere Dosis einnehmen müsste, um den gleichen Effekt zu bekommen.

Gefahr der Gewöhnung

Außerdem kann es sein, dass man, wenn man sie absetzt, erstmal wieder schlechter schläft. Deshalb schreiben Ärzt*innen die Mittel meist zunächst einmal für vier Wochen auf – oder sogar für einen noch kürzeren Zeitraum.

Wer mit Z-Substanzen oder Benzodiazepinen nicht zurecht kommt, kann unter Umständen auch ein Antidepressivum einnehmen – also ein Medikament, das eigentlich gegen Depressionen helfen soll.

Neues Medikament auf dem Markt

Seit Ende 2022 ist zudem auch noch ein neues Schlafmittel auf dem Markt, aus der Wirkstoffklasse der sogenannten Dualen Orexin-Rezeptorantagonisten (DORA). Dieses Medikament könne durchaus vielen Menschen helfen, weil es weniger Nebenwirkungen zeigt, sagt Schlafforscherin Christine Blume.

"Nach derzeitigem Kenntnisstand hat das Medikament weniger Nebenwirkungen als die Klassiker."
Christine Blume, Schlafforscherin

Doch um das abzusichern, müsse noch viel geforscht werden. Es sei eben nicht so, dass man das Medikament nun einfach allen Insomnie-Patient*innen verschreibt und alle Probleme sind gelöst.

In dieser Folge "Über Schlafen" sprechen Schlafforscherin Christine Blume und Nova-Moderatorin Ilka Knigge darüber, was die Pros und Contras sind, wenn es um die Einnahme von Schlafmitteln geht.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
Schlafprobleme
Wem Schlafmittel helfen können
vom 27. August 2024
Moderation: 
Ilka Knigge, Deutschlandfunk Nova
Gesprächspartnerin: 
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel
Unsere Quellen: