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Sechsmal am Tag 90 Minuten lang – so soll Fußballstar Cristiano Ronaldo schlafen. Zweimal vier Stunden, und zwar einmal am Abend und einmal in den frühen Morgenstunden – so sollen es Menschen vor dem Industriezeitalter gemacht haben. Aber ist das Schlafen in Phasen wirklich eine gute Idee?

Der Historiker Roger Ekirch sagt, vor dem industriellen Zeitalter könnten die Menschen in zwei Phasen geschlafen haben: In einer ersten Phase am Abend, zum Beispiel zwischen 20 und 0 Uhr. Dann waren sie eine Weile lang wach, und dann haben sie nochmal geschlafen, zum Beispiel zwischen 2 und 6 Uhr.

These: Das Industriezeitalter hat verändert, wie wir schlafen

Laut Ekirch legen historische Dokumente wie alte Tagebücher, Arztnotizen und weitere Literatur ein solches Schlafmuster nahe. Eindeutig belegen lässt sich das aber heute nicht mehr. Es wäre allerdings möglich, dass die Industrialisierung den Schlaf verändert hat, denn künstliches Licht und feste Arbeitsrhythmen haben Einfluss auf den Schlaf.

Auch heute noch gibt es Kulturen, die ohne Elektrizität leben, zum Beispiel in Tansania, Bolivien und Namibia. Bei ihnen konnte in einer Studie kein sogenannter Zwei-Phasen-Schlaf festgestellt werden, sagt Schlafforscherin Christine Blume.

"Man hat sie mit Aktivitäts-Trackern ausgestattet und den Schlaf untersucht. In dieser Studie hat man keine Hinweise gefunden, dass sie in zwei Phasen schlafen."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Trotzdem kann sich ein solches Schlafmuster unter bestimmten Umständen einstellen. Forschungsarbeiten aus den USA haben das in den 90er Jahren gezeigt. Die Proband*innen hatten dabei 14 Stunden pro Tag in Dunkelheit verbracht, ganz allein. Sie durften keine Musik hören oder sich anderweitig beschäftigen und sollten, wenn möglich, schlafen. Und bei ihnen entwickelte sich in relativ kurzer Zeit ein Schlaf mit zwei Phasen.

"Man muss sagen: Das ist eine ziemlich künstliche Situation. Aber vielleicht war das ein bisschen so wie vor dem 19. Jahrhundert in den Wintermonaten."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Stellt sich also die Frage: Ist Schlafen in Phasen der 'natürliche' Schlafrhythmus, der sich einstellt, wenn wir keine Zwänge wie Arbeit haben? Schlafforscherin Christine Blume sagt: "Was es zeigt, ist doch: Unser Schlaf ist flexibel. Er kann sich anpassen an soziale und kulturelle Veränderungen. Und das ist positiv."

Christine Blume ist skeptisch gegenüber Schlafmustern wie dem, das Cristiano Ronaldo angeblich pflegt. Es nennt sich polyphasisches Schlafmuster, also schlafen in mehr als einer Schlafphase. Christine Blume hält davon nichts – sie sagt, dadurch entstehen nur Nachteile.

"Macht das nicht. Es hat überhaupt keine Vorteile. Im Gegenteil: Es wirkt sich negativ aus auf die Stimmung, potentiell auch auf das Immunsystem und natürlich auch auf den Schlaf."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Denn wer versucht, in kurzen Phasen über den Tag verteilt zu schlafen, der muss jedes Mal wieder neu einschlafen. Eine Studie hat gezeigt, dass das dazu führt, dass die Proband*innen insgesamt viel weniger schlafen, als wenn sie am Stück in der Nacht schlafen.

In dieser Folge Über Schlafen besprechen Moderatorin Ilka Knigge und Schlafforscherin Dr. Christine Blume weitere polyphasische Schlafmuster und beantworten auch die Frage, warum wir nachts besser schlafen können als tagsüber.

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