Jonas Deichmann liebt, was viele sich kaum vorstellen können: Er läuft, schwimmt und radelt den ganzen Tag. Danach legt er sich aber nicht entspannt ins Hotelbett, sondern übernachtet in der freien Wildnis. Der Extremsportler erzählt, warum er es sich nicht anders vorstellen kann.
Eine ägyptische Gefängniszelle, Felsvorsprünge an der Steilküste der Adria oder ein Lagerplatz, an dem es nachts minus 20 Grad kalt wird, irgendwo in Sibirien: Jonas Deichmann hat an all diesen Orten schon geschlafen. Bekannt ist Jonas, weil er als Erster die Welt im Triathlon umrundete.
In 430 Tagen im Triathlon um die Welt
In München ist er mit dem Fahrrad gestartet, dann durch die Adria geschwommen und wieder mit dem Rad bis ans östlichste Ende Russlands gefahren. Über den Pazifik musste er dann das Flugzeug nehmen, durch Mexiko ist er aber gelaufen. Und nachdem er per Flugzeug wieder nach Europa gereist ist, ist er von Spanien aus mit dem Rad nach München gefahren.
Jonas ist es gewöhnt, auf dem Fahrrad alles, was er braucht, dabei zu haben und spontan einen Schlafplatz in der Wildnis zu suchen.
"Ich fahre einfach bis zum Anbruch der Dunkelheit, biege irgendwo von der Straße ab und schaue, wo ich übernachten kann."
Für ihn gehört diese Erfahrung zu seinem Abenteuer dazu und er sagt, dass es in vielen Ländern weite Distanzen gibt, wo er gar kein Hotel finden würde, selbst wenn er danach suchen wollte.
Was ist der perfekte Schlafplatz in der Wildnis?
Jonas hat genaue Kriterien, nach denen er seinen Schlafplatz aussucht. Er möchte ungestört sein, würde also nicht direkt neben einer Straße schlafen. Außerdem soll der Platz ruhig sein. Ein Plätschern von einem Bach oder das Rauschen des Meeres stören ihn aber nicht - das genießt er sehr.
Plätze, an denen viele Moskitos herumschwirren, versucht er zu vermeiden. Ansonsten schläft Jonas in der Wildnis sehr viel besser als in jedem Hotelzimmer, sagt er. Für Schlafforscherin Christine Blume von der Uni Basel macht das durchaus Sinn, denn Jonas hat sich an das Schlafen draußen gewöhnt:
"Es ist wichtig, dass man einen Ort hat, an dem man sich sicher und geborgen fühlt. Dann kann man auch an ungewöhnlichen Orten gut schlafen."
In der Schlafwissenschaft gibt es den "Erste-Nacht-Effekt". Forschende haben in Untersuchungen herausgefunden, dass eine neue und ungewohnte Umgebung dazu führen kann, dass wir länger zum Einschlafen brauchen, in der Nacht länger wach liegen und mehr Zeit in einem ganz leichten Schlafstadium verbringen. Jonas sagt, er kennt diesen Effekt, wenn er in Businesshotels übernachtet, jedoch nicht in der Wildnis.
Bildschirmzeit am Abend stört den Schlaf
Jonas schläft manchmal im Zelt, manchmal im Biwaksack unter freiem Himmel. Dabei hat er abends eine feste Einschlafroutine: Er nutzt abends sein Smartphone nicht mehr, baut in aller Ruhe sein Zelt auf und kocht sich etwas zu Essen. Ab und zu macht er sich noch ein Lagerfeuer. So möchte er sich mit der Natur verbinden.
“Wenn ich in einer großen Stadt in einem Hotel bin, dann habe ich da einen Fernseher im Zimmer um mich herum und solche Sachen. Es hat auch viel damit zu tun, dass ich nicht so gut schlafe.”
Damit macht Jonas aus Sicht der Schlafforschung vieles richtig, sagt Dr. Christine Blume. Denn er ist bei sich und lenkt sich nicht vor dem Einschlafen noch durch Nachrichten oder Serien ab. Bildschirme und helle Lichter am Abend können unserer inneren Uhr signalisieren, dass es Tag ist und Zeit, wach zu sein. So kann sich der Einschlafzeitpunkt nach hinten verschieben und wir fühlen uns eventuell nicht richtig müde.
Warum Bewegung uns richtig schön müde macht
Bei Jonas kommt außerdem hinzu, dass er den ganzen Tag lang Sport macht – und zwar draußen. Dadurch bekommt er viel Tageslicht ab, was ihm das Müde werden erleichtert.
"Das hat eine positive Wirkung auf den Schlaf. Man ist abends müder. Der Sport kommt auch noch dazu. Bewegung ist generell super gut für den Schlaf."
Also hat Jonas die für sich perfekte Kombination aus Bewegung am Tag, viel Tageslicht und wenig Licht am Abend gefunden und kann so auch in der Wildnis wunderbar schlafen.
In dieser Folge "Über Schlafen" berichtet Extremsportler Jonas Deichmann außerdem, wie wichtig guter Schlaf bei seinem Weltrekordversuch sein wird: Jonas will 120 Ironman-Distanzen in 120 Tagen laufen. Dabei wird Schlaf und ausreichende Regeneration eine wichtige Rolle spielen, damit Jonas nicht krank wird.
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