In der Nähe des Äquators lebt das indigene Volk der Huhuteni. Sie bringen die mächtigsten Schamanen ihrer Region hervor. Der Autor Thomas Fischermann hat sie aufgesucht und mehr über die Traditionen und Rituale der Jaguarschamanen gelernt.
Bevor Thomas Fischermann die Welt der Huhuteni selbst kennengelernt hat, hat er an den Erzählungen über das indigene Volk im Amazonasregenwald gezweifelt. Zu weit hergeholt schien ihm das alles.
Ein Bekannter, der über die Traditionen und Rituale indigener Bevölkerungen forscht, hatte dem Autor von Menschen berichtet, die andere durch die bloße Kraft ihrer Gedanken heilen und ihre Feinde töten können.
Die Jaguarschamanen der Huhuteni
"So viel Fantasy wollte ich gar nicht in meinem Leben", sagt Thomas Fischermann heute. Vor fünf Jahren ist er dann aber doch in die Grenzregion zwischen Kolumbien und Brasilien aufgebrochen. Dort traf er Dzuliferi Huhuteni zum ersten Mal, den Sohn eines der letzten Jaguarschamanen.
Die Kultur der Jaguarschamanen ist Jahrhunderte alt, erzählt Thomas Fischermann. Unter den Schamanen im Amazonasgebiet gelten sie als die mächtigsten. Dementsprechend angesehen ist Dzuliferis Vater. Von ihm lernt er die Traditionen und Rituale der Jaguarschamanen.
"Der Jaguar ist eines der stärksten Tiere, die es im Amazonasregenwald gibt. Man stellt sich vor, dass sich diese sehr mächtigen Schamanen im Traum in Jaguare verwandeln können. Sie sind die stärksten Menschen, die man dort antreffen kann."
Sie selbst sehen sich als Zauberer an. "Sie gehen davon aus, dass sie etwas Übernatürliches tun, wobei sie es mit großer Alltäglichkeit tun", so Thomas Fischermann.
Um andere zum Beispiel von Krankheiten zu heilen, nehmen die Jaguarschamane der Huhuteni die Droge Dimethyltryptamin (DMT) ein. DMT gilt als eines der stärksten bekannten Halluzinogene und kann sehr gefährlich sein.
Sich mit der Welt der Götter verbinden
Für die Jaguarschamane dient die bewusstseinserweiternde Droge als Mittel, um sich mit ihrer Welt der Götter zu verbinden. Sie glauben daran, dass die Götter Heilung bringen und Feinde angreifen können. Aus einer westlichen Perspektive betrachtet, könnte dieses Glaubenssystem erst mal fremd erscheinen, sagt Thomas Fischermann.
Er hat Dzuliferi in seinem Dorf begleitet und die Praktiken der Schamanen beobachtet. Man könnte das mit einer Art Psychotherapie vergleichen, meint der Autor, in der es ebenfalls um die Arbeit mit dem Unterbewusstsein geht. "Sie versetzen sich selber und auch andere in bestimmte Zustände, um an die verschütteten Widersprüche in den Menschen heranzukommen."
"Der Schamane begreift den Menschen in seiner Gänze. Er fragt, wie es ihm geht, wie es der Familie geht und versucht dann, damit zu arbeiten."
Als die Zauberer vom Amazonasregenwald sind Dzuliferi und sein Volk wahrscheinlich die Letzten ihrer Art. Denn: Der Lebensraum der Huhuteni ist gefährdet.
Die bedrohte Welt der Schamanen
Thomas Fischermann sagt: "Wenn man das eine Auge zukneift, sieht man eine romantische Welt, eine Schamanen-Welt mit unberührter Natur und Urwald. Wenn man das andere Auge zukneift, sieht man Goldgräber, Drogenschmuggler, Rebellen aus Kolumbien und Militärs verschiedener Länder, die dort durchziehen.
In dem sich Dzuliferi zum Schamanen ausbilden lässt, möchte er die
Tradition seines Volkes weitertragen und sein Dorf als Heiler und
Häuptling vor einer Ausbeutung durch Goldgräber und andere, die das Land einzunehmen drohen, beschützen.
Im Gespräch mit Anna Kohn erzählt Thomas Fischermann noch mehr über die bedrohte Lebenswelt der Huhuteni, den Ursprung der Welt und auch wie es sich anfühlt, selbst DMT zu nehmen. Klickt dafür auf oben auf den Playbutton.