Dieselautos stehen unter Dreckschleuderverdacht. Die Diskussion um Feinstaub, schlechte Luft und Fahrverbote ist in Städten in vollem Gange, besonders in Stuttgart. Und jetzt wissen viele nicht mehr: Hat mein Dieselauto eine Zukunft?

In Stuttgart und bundesweit ist noch nichts entschieden. Eine große Lösung für alle Städte könnten Umweltzonen sein. Saubere Autos bekämen dann eine blaue Plakette, die diese Umweltzonen befahren dürften. Alle anderen Autos müssten draußen bleiben.

"Die mit Abstand wirksamste Maßnahme wäre ein blaue Plakette."
Winfried Hermann, Verkehrsminister Baden-Württemberg

Eine Zonenlösung ist vom Bund nicht gewollt. Auch in Stuttgart - eine besonders von Feinstaub und Stickoxiden belastete Stadt - wird es erstmal nur eine kleine Lösung geben: Ein paar Straßen rund um das Neckartor – der dreckigsten Kreuzung im Land - könnten für ältere Diesel gesperrt werden. Zumindest an manchen Tagen, wenn die Luft besonders schlecht ist.

Da es sich um die Hauptdurchfahrtsstraße der Stadt handelt, könnte die Maßnahme sogar etwas bringen.

Stuttgart hat aber gleich einen ganzen Strauss an Problemen mit der schlechten Luft: Feinstaub von abgefahrenen Autoreifen, durch Holzöfen und Kamine.

Streitfall Diesel

Vor allem, wenn es um Stickoxide geht, sind Dieselfahrzeuge das Problem. Ältere Diesel sollen deshalb aus der Stadt ausgesperrt werden. Gemeint sind alle Fahrzeuge, die älter sind als zwei Jahre - Fahrverbot also schon mit Europlakette 5.

Diese Plakette und niedriger haben übrigens weit mehr als die Hälfte der Dieselautos.

"Die Kunden haben keine Ahnung. Sie haben in der Vergangenheit aus ökonomischen Gründen einen Diesel gekauft. Durch die Fahrverbotsdiskussion kam von jetzt auf gleich eine totale Welle der Verunsicherung."
Marcus Stein, Chef eines Stuttgarter Autohauses

Verkaufen oder Umrüsten

Weil die Leute verunsichert sind, gehen die Preise für gebrauchte Dieselfahrzeuge langsam runter. Im April 2017 wurden auch deutlich weniger Dieselautos verkauft. 

Die Autoindustrie schlägt vor, alte Fahrzeuge umzurüsten. Um die 1.000 Euro würde das kosten. Es ist unsicher, wer das bezahlen würde.

Klage gegen 16 Städte

In Hamburg ist man schon weiter als in Stuttgart. Da wird demnächst darüber abgestimmt, ob zwei große Straßen in Altona für Diesel gesperrt werden. Auch München muss bis Ende des Jahres über Fahrverbote entscheiden. In Berlin wird das Thema noch diskutiert, genauso in vielen anderen Städten.

Ausgelöst hat das in vielen Fällen die Deutsche Umwelthilfe. Die Organisation hat insgesamt 16 Städte verklagt, weil sie alle zu hohe Schadstoffe in der Luft haben.

Shownotes
Feinstaub und Stickoxide
Platzverweis für Dieselautos
vom 13. Juni 2017
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächpartnerin: 
Katharina Thoms, Deutschlandfunk Nova