Wir buchen den Flug selber und drucken uns die eigenen Tickets aus, wir checken in Hotels ohne Rezeption ein und holen Geld am Automaten - und jetzt gibt es auch noch Bäcker und Supermärkte, wo wir bei uns selber abkassieren müssen. Was bringt das? Und wollen wir das? Unser Reporter Martin Krinner hat sich damit beschäftigt.
Am 4. September 1885 eröffnete das erste Selbstbedienungsrestaurant der Welt: das "Exchange Buffet" in New York. Die ewig gestressten Börsenbroker an der Wall Street erfanden damals den Spruch "Zeit ist Geld" und möglichst zeitsparend war es für sie im SB-Restaurant.
Dort gab es Sandwiches, Apfelkuchen und Getränke. Gegessen wurde im Stehen, zahlen mussten die Broker aber noch bei einem echten Menschen an der Kasse. Am Köln-Bonner Flughafen hat jetzt allerdings eine Backfiliale eröffnet, die sogar den Kassierer beziehungsweise die Kassiererin wegrationalisiert hat. Kunden können einfach reingehen, Brötchen und Kaffee nehmen, selber abrechnen und mit EC-Karte zahlen.
"Ich finde das eigentlich ganz gut, weil wenn man es eilig hat und schnell durchkommen möchte, dann geht das oft schneller."
Solche Selberzahlsysteme gibt es auch in vielen Supermärkten oder beim schwedischen Möbelhändler. Und gemacht wird das alles natürlich, um zu sparen. In erster Linie aber tatsächlich Zeit, nicht Geld. Denn gerade in Spitzenzeiten geht es an Selbstzahlerkassen einfach schneller. Auf Personal kann ein Laden, der solche Selbstzahlerkassen einführt, trotzdem nicht verzichten, das meint jedenfalls Frank Horst. Er arbeitet am EHI Retail Institut in Köln und hat automatische Bezahlsysteme untersucht.
"Die Altersfreigabe bei alkoholischen Getränken, bei Zigaretten und anderen Dingen - es gibt immer wieder Problemartikel, mit denen der Kunde nicht zurechtkommt."
Die Selbstzahlersysteme sind für Frank Horst nur ein weiterer Service für den Kunden. Denn der Laden, der sie einführt, müsse noch zusätzlich dafür sorgen, dass keiner was klaut: "Zunehmender Diebstahl ist sicherlich ein Risiko, dem man begegnen muss. Im Lebensmittelhandel versucht man das mit Gesichtskontrollen. Es gibt aber auch Kamerasysteme. Und es gibt immer Kassenkräfte, die in der Nähe sind."
Einkaufen versus Shoppen
Der Trendforscher Peter Wippermann sagt, dass wir beim Einkaufen in Zukunft mit immer mehr Robotern rechnen müssen. Allerdings unterscheidet er auch zwischen "Einkaufen" und "Shoppen": Wenn wir einkaufen, dann wollen wir, dass es schnell geht, wollen uns mit Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen eindecken. Beim Shoppen hingegen wollen wir auch unterhalten werden, bringen mehr Zeit mit und legen Wert auf Service.
Heißt: Im Restaurant und überall dort, wo wir zum Vergnügen hingehen, da dürfen wir vermutlich auch in 30 Jahren noch bei einem Menschen bezahlen. Den Kaffee am Kiosk kriegen wir dagegen nur noch per Gesichtserkennung.