Frauen dürfen in Saudi-Arabien nicht Auto fahren und Männer müssen die Haushaltskosten tragen: All das hat auch mit der konservativen Lesart des Islam zu tun, die in Saudi-Arabien praktiziert wird - dem Wahhabismus.
Der Wahhabismus ist eine der vier Haupttraditionen im sunnitischen Islam und ist damit relativ jung. Er wird erst seit 1731 praktiziert, die Interpretationsgrundlage stammt allerdings von Gelehrten des 14. und 15. Jahrhunderts. Wie alle anderen Ausrichtungen des Islam bezieht sich der Wahhabismus auf den Koran und die Überlieferungen des Propheten, die Sunna.
Wahhabismus als Rechtsgrundlage
In Saudi-Arabien ist der Wahhabismus Grundlage für Verhaltensregeln und rechtliche Entscheidungen, erklärt die Islamwissenschaftlerin Ulrike Freitag.
"Daran hängen dann Entscheidungen von Richtern und Empfehlungen an die Gläubigen, wie sie sich zu verhalten haben."
Der Islam und das Auto fahren
Das Problem daran: Hier kommt es immer auf die Auslegung an. Ein Beispiel: Im Koran gibt es keinen eindeutigen Hinweis darauf, ob Frauen nun Auto fahren dürfen oder nicht.
"Im Gegenteil, es gibt sogar feministische Interpretationen, die sagen, die Lieblingsgattin des Propheten Aischa ist Kamel geritten, also werden Frauen auch Auto fahren dürfen."
Trotzdem haben der ehemalige saudische König und einige Islamgelehrte entschieden, die saudi-arabische Gesellschaft sei noch nicht bereit für Frauen hinterm Steuer. Solche Entscheidungen betreffen übrigens nicht nur Frauen: Im Islam gilt die Regel, dass Männer für die Haushaltskosten aufkommen müssen. In Saudi-Arabien arbeiten aber viele Frauen - die können ihr Einkommen einfach für sich behalten.
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