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Navigation, Kommunikation, Zeitsignale: Ohne Satelliten wären wir im vordigitalen Zeitalter, sagt die Politologin Antje Nötzold. Doch auch militärisch ist das All bedeutend. Und das Wettrüsten dort hat längst begonnen.

Satelliten sind Bestandteil einer globalen, digitalen Infrastruktur. Ihr ziviler und militärischer Nutzen lässt sich vielleicht getrennt beschreiben, aber tatsächlich trennen lässt er sich nicht.

"Alle Systeme im Weltraum sind auch militärisch nutzbar oder haben einen militärischen Nutzen", sagt die Politikwissenschaftlerin Antje Nötzold. Sie forscht und arbeitet an der Technischen Universität Chemnitz. Am Wettrüsten im Weltall beteiligen sich ihrer Ansicht nach insbesondere die USA, China, Russland – bereits seit geraumer Zeit.

"Wir haben einen umfassenden Rüstungswettlauf. Bereits im Weltraum sind die sogenannten Counter-Space-Fähigkeiten, und das ist ganz vielfältig."
Antje Nötzold, Politikwissenschaftlerin, Technische Universität Chemnitz

Nach Angaben der USA hat Russland gerade erneut einen Satelliten ins All geschickt, bei dem es sich wahrscheinlich um eine Weltraumwaffe handelt. Der Satellit könne vermutlich andere Satelliten angreifen und befinde sich in einer erdnahen Umlaufbahn, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstag, den 21. April 2024.

Russland stört GPS-Signal

Ähnliche russische Starts habe es bereits 2019 und 2022 gegeben. Dass diese Systeme auch angewendet werden, sei nicht neu, sagt Antje Nötzold.

"Dass sich ein russischer Satellit den amerikanischen Satelliten nähert und stört, ist nichts Neues."
Antje Nötzold, Politikwissenschaftlerin, Technische Universität Chemnitz

Solche Angriffe von Satellit zu Satellit können mittels elektromagnetischer Signale oder mit einem Laser erfolgen, erklärt Antje Nötzold. Auch kann die Datenübertragung zu Bodenstationen gestört oder unterbrochen werden. Das führe Russland bereits sehr großflächig durch.

Bei den GPS-Störungen im baltischen Raum beispielsweise. Nach Angaben des amerikanischen Verteidigungsministeriums haben Russland und China entsprechende Waffen bereits ins All gebracht.

Mehr Material, mehr Sicherheit

Zum Schutz gegen Angriffe werden Resilienzen und Redundanzen in den potentiell gefährdeten Satelittensystemen eingebau, erklärt die Politologin. Im Fall eines Angriffs und einer Beschädigung kann also die Funktionalität eines Bauteils oder eines ganzen Satelliten durch ein bereits im All befindliches Ersatzteil oder einen Ersatzsatelliten gewährleistet werden.

Eine weitere Angriffsoption ist es, Satelliten direkt mit bodengestützen Raketen anzugreifen. Bekannt ist diese militärische Fähigkeit für die Großmächte USA, Russland, China und Indien.

Außerdem droht Russland, im Weltraum Nuklearwaffen zu zünden. Damit lassen sich durch die elektromagnetischen Impulse in Folge einer atomaren Explosion großflächig Satellitensysteme ausschalten. Atomwaffen lassen sich aber nicht wirklich gezielt gegen bestimmte Satelliten einsetzen. Sie beträfen dann alle, sagt Antje Nötzold. Aber: "Das Zünden einer Nuklearwaffe halte ich für relativ unwahrscheinlich."

Unser Bild zeigt den Start einer Trägerrakete mit fünf Satelliten des Typs Ningxia-1 vom chinesischen Startplatz Taiyuan im Norden des Landes im November 2019.

Shownotes
Satellit gegen Satellit
Krieg im Weltraum – Russland stört wieder
vom 24. Mai 2024
Moderation: 
Jenni Gärtner und Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Antje Nötzold, Politikwissenschaftlerin, Technische Universität Chemnitz