Die britische Variante von Sars-CoV-2 ist ansteckender. Der Virologe Friedemann Weber kann erklären, woran es wahrscheinlich liegt. Hoffnungsvoll ist er, was die Wirkung von Impfstoffen gegen Covid-19 angeht.
B.1.1.7 ist eine der jüngeren Varianten von Sars-CoV-2. Sie ist auch bekannt als 20I/501Y. und britische Variante. Sie ist im November 2020 erstmals in Großbritannien nachgewiesen worden. Der Infektionsverlauf in einem kanadischen Altenheim legt nahe, dass eine Ansteckung nicht wie bisher in rund 15 Minuten passiert, sondern innerhalb von Sekunden. In einem intensiver untersuchten Fall waren die Menschen nicht durch Masken geschützt.
"Die Haupteffekte scheinen im Moment wirklich auf der höheren Infektiosität zu liegen."
Eine sekundenschnelle Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch sei prinzipiell auch bei der herkömmlichen Variante möglich, abhängig von den genauen Umständen, sagt der Virologe Friedemann Weber. Grundsätzlich bereiten ihm die neuen Varianten Sorgen. Er sagt: "Wenn wir erstmal über eine gewisse Schwelle sind, wird es richtig hart, diese Varianten zu kontrollieren."
Friedemann Weber erklärt, dass zwei neue Eigenheiten von B.1.1.7 mutmaßlich zur gesteigerten Infektiosität beitragen:
- Eine erste Mutation im Stachelprotein, auch Spikeprotein, sorge dafür, dass das Virus besser an den Zellen kleben bleibe und leichter eindringe.
- Eine zweite Mutation sorge für einen Immun-Escape-Effekt. Die normale menschliche Immunantwort sei hier deswegen weniger effektiv.
Generell rechnet der Virologe damit, dass bislang wirksame Impfstoffe weiterhin wirksam bleiben. Beim jahrelangen Festhalten an unveränderten Impfstoffen allerdings könne sich eine Unwirksamkeit gegen Sars-CoV-2-Varianten einstellen.
Impfungen und Virus-Varianten
Die langsame, schrittweise Verschlechterung der Wirksamkeit von Impfstoffen sei allerdings durchaus ein vorstellbares Szenario. Er sagt: "Meiner Einschätzung nach muss man nicht damit rechnen, dass alle Impfstoffe schlagartig zahnlos werden."
"Das wird in nächster Zukunft nicht passieren, dass die Impfstoffe gar nicht mehr schützen."
Für gesichert hält Friedemann Weber hingegen die Prognose, dass sich eine Herdenimmunität bei der Variante B117 erst bei einer Durchseuchung von rund 80 Prozent der Bevölkerung einstelle. Bei der herkömmlichen Variante von Sars-CoV-2 liegt der Wert bei rund 70 Prozent.
Herdenimmunität nicht erstrebenswert
Erstrebenswert sei dieses Szenario einer Herdenimmunität nach Infektion großer Teile der Bevölkerung weiterhin nicht, sagt der Virologe mit Hinweis auf Südafrika und Manaus in Brasilien. Dafür sei die zweite Welle der Infektionen dort zu massiv verlaufen.
"Die Herdenimmunität durch Infektion? Da wurde endgültig gezeigt, dass das erstrebenswerte Geschichte ist."
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