Menschen in Deutschland wissen generell sehr wenig über jüdisches Leben, sagt Sarah-Borowik Frank. Die jüdische Künstlerin aus Konstanz will das ändern und klärt in sozialen Medien und in Schulen über jüdisches Leben in Deutschland auf. Für Sarah ist Empathie der Schlüssel für mehr Verständnis, denn sie sagt: Nichtjüdische Menschen fühlen sich bei Antisemitismus viel zu selten betroffen.
Sarah Borowik-Frank ist 1991 in einem Flüchtlingsheim in Zittau in Sachsen geboren - als erstes jüdisches Kind in Zittau nach dem Holocaust. Ihr Vater kommt aus Tadschikistan, ihre Mutter aus der Ukraine. Sarahs Großmutter ist die jüdische Professorin und Lyrikerin Lia Frank.
Aufklären über jüdisches Leben in Deutschland
Als Sarah vier Jahre als ist, zieht ihre Familie nach Konstanz, wo Sarah auch heute noch lebt. Sie ist Künstlerin, tritt unter anderem als Poetry Slammerin auf und ist als Bildungsreferentin an Schulen unterwegs. Dort will sie Schülerinnen und Schülern mehr über jüdisches Leben in Deutschland lehren. Das Wissen darüber sei nämlich oft ziemlich klein, sagt Sarah.
"Die Schülerinnen und Schüler fragen zum Teil: Was ist ein Jude, eine Jüdin? Weil das nicht klar ist."
Ähnlich klein ist oft auch das Wissen über die Schoah, der Massenvernichtung der Juden in Europa durch die Nazis, sagt Sarah. Ihrer Meinung nach liegt das vor allem am Zugang zum Thema. "Wenn man Schülerinnen und Schülern was von sechs Millionen erzählt, ist das nur eine abstrakte Zahl. Aber sobald ich denen angefangen habe, von meiner Familiengeschichte zu erzählen, haben sie viel besser verstanden und es hat sie auch mehr interessiert."
Für Sarah ist Empathie der Schlüssel zu mehr Verständnis - deshalb berichtet sie über ihre Familiengeschichte und auch ihren persönlichen Glauben. Sie selbst ordnet sich der modernen Orthodoxie zu.
"Diese moderne Orthodoxie hat auch weibliche Rabbinerinnen als Vorbilder in der Führung. Das finde ich sehr inspirierend und sehr schön."
In Bezug auf den wachsenden Antisemitismus in Deutschland beunruhigt Sarah vor allem die Gleichgültigkeit vieler Menschen: "Mich beunruhigt sehr, dass sich sehr viele Menschen, die nicht jüdisch sind, sich nicht betroffen fühlen“, sagt sie.
"Betroffen sind auch immer die nichtjüdischen Menschen, weil wir leben alle in demselben Land."
Im Deep Talk mit Rahel Klein erzählt Sarah, welches ihr liebster jüdischer Feiertag ist, ob sie sich als Jüdin in Deutschland sicher fühlt und was Gesellschaft und Politik tun müssten, um Jüdinnen und Juden in Deutschland besser zu schützen.
"Die Polizei schützt Steine, sie schützt Synagogen, Gebäude. Aber wer schützt uns Menschen?"
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