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AfD wählen ist in Sachsen mittlerweile ziemlich normal. Das macht vielen Angst. Sachsen-Korrespondent Alexander Moritz hat sich umgehört und sagt: Die Wähler*innen sind unzufrieden mit der Ampel und wollen vor allem eins – einen Neuanfang.

Migrations- und Flüchtlingspolitik, Waffenlieferungen an die Ukraine und innere Sicherheit – für die Menschen in Sachsen spielen eher bundes- als landespolitische Themen eine Rolle. Vor allem mit den Parteien der Ampelkoalition sind die Menschen hier unzufrieden und rufen nach Kurswechsel und Neuanfang.

AfD: In Politik und Gesellschaft etabliert

Einen solchen vollständigen Neuanfang kann zwar eine Landtagswahl in dieser Form gar nicht mit sich bringen – die Menschen fordern ihn trotzdem. Und die Parteien, die sich als die "nicht etablierten" darstellen – also die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) – erklären diese Forderung zu ihrem Ziel, sagt Alexander Moritz, der für Deutschlandfunk Nova aus Sachsen berichtet.

Der viel beschworene "neue Aufbruch"

Sahra Wagenknecht will den Wahlsonntag am 2. September 2024 zum "Beginn eines neuen Aufbruchs machen für Sachsen, aber auch für die gesamte Bundesrepublik". Jörg Urban, Spitzenkandidat der AfD in Sachsen, will "Parteien wie die Linke, die Grünen und die SPD aus dem Landtag rausgewählt bekommen", sodass die AfD "am Ende alleine regieren kann". Danach sieht es laut Alexander Moritz derzeit aber nicht aus, auch wenn die Umfragen die AfD genauso wie die CDU bei rund 30 Prozent sehen. Die AfD müsste also einen Koalitionspartner finden – doch Stand jetzt will keine der anderen Parteien mit der AfD koalieren, auch das BSW nicht.

"Die Erstwähler – also die, die 18 sind – kennen ja keine Welt ohne die AfD."
Alexander Moritz, Korrespondent in Sachsen

Dennoch zeigen die hohen Umfragewerte, dass es in Sachsen weitestgehend völlig normal ist, die AfD zu wählen. Und das ist nicht erst seit kurzem so, sagt Alexander Moritz. Die Partei gebe es schließlich schon seit zehn Jahren. Genauso lange sitzt sie in Sachsen im Landtag.

AfD: Erfolgreich bei Tiktok & Co.

Auch dass junge Menschen die AfD wählen, wundert den Landeskorrespondenten nicht. Zumal die Partei die Zielgruppe sehr erfolgreich auf Tiktok anspricht und erreicht. Und wenn dann noch hinzukommt, dass auch die Eltern AfD wählen, gibt es quasi keinen Grund, die Partei als solche infrage zu stellen, so Alexander Moritz.

"An den Wahlständen sagt die AfD den Menschen: Was hier passiert, ist ungerecht. Wir machen das anders."
Alexander Moritz, Korrespondent in Sachsen

Auch die Tatsache, dass die AfD in Sachsen vom Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextremistisch" eingestuft ist, schreckt Wählerinnen und Wähler offenbar nicht ab. Vielleicht hat es sogar den gegenteiligen Effekt, erklärt Alexander Moritz: Die Leute sagen demnach sehr offen, dass sie die Einstufung nicht stört oder dass es sich dabei um eine Kampagne des Staates handelt. Demnach sei der Verfassungsschutz so ähnlich wie die Stasi, habe also das Ziel, die Opposition – in dem Fall die AfD – zu unterdrücken.

Sachsen, das "gespaltene Land"

Alexander Moritz, der seit vier Jahren aus und über Sachsen berichtet, betont bei all dem aber auch: Die AfD mag in Sachsen zwar in der Normalität angekommen sein. Es ist aber eben nicht so, dass dort alle Menschen die AfD wählen. Vielmehr nimmt der Journalist das Land als ziemlich gespalten wahr. Und genau das könnte sich, so seine Einschätzung, auch in den Wahlergebnissen widerspiegeln.

Das heißt, es wird wohl gar nicht so sehr um die Frage gehen, ob die AfD – wie von ihrem Vorsitzenden proklamiert – alleine regieren kann, sondern darum, ob es in dem gespaltenen Bundesland überhaupt eine regierungsfähige Mehrheit geben wird.

Wenn nicht, wäre das das exakte Gegenteil zum gewünschten Neuanfang oder Aufbruch.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Gegen die etablierten Parteien
Sachsen: Hauptsache anders wählen
vom 29. August 2024
Moderation: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Alexander Moritz, Korrespondent in Sachsen
    Unsere Quellen: