Schnell mal eine Runde laufen gehen, kann jeder. Dauerhaft dranzubleiben, ist aber schwieriger. Nicole Blatt kennt das und hat deshalb ein feministisches Lauf-Buch geschrieben. Lauftrainerin Tabea Lorch weiß, wie man sich langfristig motivieren kann.
Laufen ist eigentlich ein idealer Freizeitsport: Laufschuhe anziehen und schon kann es losgehen. Aber so richtig dauerhaft dranbleiben? Viele fangen an und hören rasch wieder auf. Auch Nicole Blatt hat das erlebt. Früher ist sie laufen gegangen, um abzunehmen oder irgendwelchen Schönheitsidealen zu entsprechen.
Sie hat immer wieder aufgehört. Drangeblieben ist sie erst, nachdem sie 2019 bei einem Triathlon-Zieleinlauf zugeguckt hat. Heute kennt sie zwar ihre durchschnittliche Laufzeit für einen Kilometer – ihren Pace – läuft aber auch gerne ohne Tracking.
"Als die ersten Frauen über die Ziellinie gelaufen sind: Das hat mich so krass motiviert, dass ich mich kurze Zeit später beim Halbmarathon angemeldet habe."
Sie hat sich spontan für einen Halbmarathon angemeldet, sich in nur drei Monaten darauf vorbereitet und ist auch ins Ziel gekommen. Heute bedeutet Laufen für sie Selbstfürsorge, Selbstermächtigung und Körperbewusstsein.
Unterschiedliche Laufrealitäten je nach Geschlecht
Sie läuft gerne nach Gefühl und ohne festen Trainingsplan, feste Zeiten und feste Strecke. Sie mag es, abends nach einem Arbeitstag zum Laufen vor die Tür zu gehen. Die Bewegung ist für sie Ausgleich und Stressventil.
Nicole Blatt hat über die weibliche Perspektive auf das Laufen das Buch "Sorry, war noch kurz laufen" geschrieben. Sie stellt fest, dass Frauen beim Laufen eine komplett andere Realität als Männer haben. Einerseits wegen des Risikos, verbal belästigt zu werden – auch bekannt als Catcalling – andererseits fühlen sich viele Frauen zum Beispiel beim Laufen im Dunkeln nicht mehr sicher.
Hinzu kommt, dass die sportliche Leistungsfähigkeit auch abhängig vom Zyklus ist. Mal ist sie nach zwei Kilometern außer Puste, sagt Nicole Blatt, mal ist sie nach zwölf Kilometern noch nicht erschöpft.
Aus einer Vielzahl von Erfahrungswerten heraus kann Lauftrainerin Tabea Lorch ein Leistungsgefälle innerhalb des Zyklus bestätigen. Insgesamt sei die Wechselwirkung zwischen Zyklus und Laufleistung allerdings noch nicht ausreichend untersucht, sagt die Sportwissenschaftlerin.
Kleine Ziele halten die Motivation hoch
Beim Lauftraining bleiben ihrer Erfahrung nach diejenigen motiviert, die ein "starkes Warum" entwickeln. Das könne zum Beispiel das Hinarbeiten auf einen Wettkampf sein oder der Wunsch, Gewicht zu verlieren. So ein Ziel könne über die Motivationstiefs hinweghelfen, die alle irgendwann in der Anfangszeit ihres Lauftrainings hätten.
"Dieses erste Motivationsloch kommt, das kommt bei allen irgendwann. Das ist ganz normal."
Anfängerinnen und Anfänger sollten sich ein Grundverständnis von Belastung und Regeneration aneignen. Zu schnell, zu viel sei der typische Fehler. Tageweise Pausen und Regenerationswochen gehören ebenso dazu wie die richtige Nährstoffzufuhr, sagt Tabea Lorch. Sie empfiehlt außerdem bei der Belastung ein bisschen zu variieren, also zum Beispiel mal kürzere, mal längere Strecken zu laufen.
"Laufen ist schon eine High-Impact-Sportart."
Wer sich unbedingt etwas kaufen wolle vor dem Loslaufen, investiere am besten in Laufschuhe – inklusive Beratung im Geschäft und eventuell in ein Fitnessarmband. Dann kann es schon losgehen.
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- Nicole Blatt, Läuferin und Autorin
- Tabea Lorch, Lauftrainerin und Sportwissenschaftlerin