Alle reden vom Sparen, aber für Waffen haben viele Staaten noch eine ganze Menge übrig. Zum ersten Mal seit fünf Jahren steigt der Umsatz mit Waffen wieder. Wir haben uns die jüngsten Zahlen genauer angesehen - mit unserem Korrespondenten Carsten Schmiester.

Weltweit werden erstmals seit 2010 wieder mehr Waffen verkauft. Im Jahr 2016 stieg der Umsatz der 100 größten Rüstungsunternehmen mit Waffen und militärischen Dienstleistungen auf 374,8 Milliarden Dollar (rund 316 Milliarden Euro). 

Das ermittelte das schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri in seiner aktuellen Top 100 der größten  Waffenhersteller (Excel) und in seinem Jahrbuch für 2016 (Zusammenfassung: PDF).

In Deutschland: Umsatzwachstum von 6,6 Prozent

Mehr als zwei Drittel der Waffenverkäufe wurden von amerikanischen Unternehmen getätigt - mit einem Umsatz von 217 Milliarden Dollar. Sie setzten rund vier Prozent mehr um. Verantwortlich dafür: zusätzliche US-Militäroperationen und der Export amerikanischer Waffensysteme ins Ausland. 

Mit seinen Waffen und dem Kampfflugzeug F-35 - unser Foto zeigt ein niederländisches Exemplar - habe besonders Weltmarktführer Lockheed Martin 10,7 Prozent mehr Umsatz gemacht, sagte Aude Fleurant, Direktorin des Waffen- und Militärausgabenprogramms von Sipri.

"In Amerika gibt es einige Konzerne, die doch deutlich im zweistelligen Bereich liegen."

Die westeuropäischen Waffenverkäufe waren im Vorjahr angestiegen, blieben jetzt aber stabil. Der Umsatz betrug rund 91,6 Milliarden Dollar (rund 77 Milliarden Euro). Allein in Deutschland stieg der Umsatz aber um 6,6 Prozent, vor allem getrieben durch die Unternehmen Krauss-Maffei-Wegmann und Rheinmetall.

"Beide Unternehmen haben von der Nachfrage nach Waffen in Europa, im Mittleren Osten und in Südostasien profitiert", erklärte Sipri-Forscher Pieter Wezeman.

China bleibt eine Black-Box

In Russland steigerten die Produzenten ihre Verkäufe um 3,8 Prozent - weniger stark als in den Vorjahren. Grund seien wirtschaftliche Schwierigkeiten im Land, heißt es in dem Bericht. In Südkorea dagegen habe die steigende regionale Bedrohung dafür gesorgt, dass nicht nur mehr Waffen eingekauft, sondern auch die eigene Rüstungsindustrie stärker angekurbelt wurde. 

Dasselbe kann man für China nur vermuten. Das Land erregt mit großen Rüstungsprojekten Aufsehen und sieht sich offenbar in einem Wettstreit mit den USA. Beispielhaft steht dafür der Tarnkappenjäger J-20 des Herstellers Chengdu. Er steht direkt in Konkurrenz zum amerikanischen F-35 und F-22. Bei der Sipri Top 100 wurden deshalb die Umsätze chinesischer Unternehmen nicht berücksichtigt.

"Für China kommen wir an keine verlässlichen Daten heran."

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vom 11. Dezember 2017
Moderator: 
Thilo Jahn
ARD-Korrespondent in Stockholm: 
Carsten Schmiester