Durch einen Unfall in der Kindheit verliert Denise Schindler ihren rechten Unterschenkel. Doch aufgeben war für sie nicht drin: Heute ist sie paralympische Radsportlerin. Psychotherapeutin Veronika Bamann erklärt, warum Rückschläge eigentlich so wehtun und wie wir besser mit ihnen umgehen können.
Egal wie sehr wir uns etwas wünschen und wie hart wir dafür lernen oder trainieren: Rückschläge gehören zum Leben dazu. Als Profisportlerin weiß Denise Schindler das nur zu gut. Sie findet aber: Rückschläge zu akzeptieren, lässt sich trainieren.
Die Situation annehmen wie sie ist
In der Ab 21 erzählt die Profisportlerin, dass sie durch den Unfall und die Folgen schon früh lernen musste, dass sie es in vielen Dingen schwerer haben würde als andere. Geholfen damit klarzukommen, hat ihr vor allem ihr Umfeld. Ihre Eltern haben ihr früh vermittelt: Die Situation ist nun, wie sie ist – und damit muss Denise umgehen.
"Ich hatte das große Glück, ein tolles Umfeld zu haben, das mich nicht in Watte gepackt hat - ganz im Gegenteil."
Statt sie zu bemitleiden und zu schonen, haben ihre Eltern sie sofort wieder in Aufgaben eingebunden. Bis heute ist Denise dankbar für diesen Umgang. Denn dadurch hat sie gelernt, die Dinge zu akzeptieren, wie sie sind.
Diese Mentalität hat es ihr später leichter gemacht, ihren eigenen Weg zu gehen. "Nach dem Motto: Wenn ich es schwerer habe, dann muss ich eben kreativere Lösungen finden", sagt Denise heute.
"Ich habe oft gedacht: Ich schaffe das nicht – und habe es dann doch geschafft. Weil ich doch weitergemacht habe, weil ich den Mut hatte, die Zweifel auszusprechen und mir ein Team geholt habe, das mir die Kraft gegeben hat, wenn ich sie selbst nicht hatte."
Wenn sie heute auf einem Siegertreppchen steht und eine Medaille überreicht bekommt, dann täuscht das oft darüber hinweg, wie steinig der Weg dorthin war und wie viele Selbstzweifel sie dafür überwinden musste.
Sich davon nicht entmutigen zu lassen und trotz Rückschlägen weiterzumachen, ist vor allem eine Frage der Einstellung, sagt Denise. Das Gute daran: Diese Einstellung ist nicht einfach von Geburt an da oder nicht, sondern sie lässt sich trainieren – jeden Tag.
Rückschläge begegnen uns seltener als Erfolg
Veronika Bamann ist Psychologin und Psychotherapeutin. Sie sagt: In der Theorie wissen wir alle, dass Rückschläge zum Leben gehören, doch in der Praxis beschäftigen wir uns ungern mit dieser Tatsache. Schließlich werden uns von andern oft nur die Erfolge präsentiert und auch in der Schule werden wir etwa durch schlechte Noten für Rückschläge bestraft.
"Wir wollen nicht die Geschichten hören von den Menschen, denen alles einfach zufliegt, sondern von denen, die scheitern und es immer wieder probieren – wo es am Ende dennoch klappt."
Egal ob in Filmen, Büchern oder auf Social Media: Zwar wollen wir Geschichten hören von Menschen, die gescheitert sind – aber nur, wenn sie am Ende doch noch erfolgreich waren. Das spiegelt aber nicht die Realität wider, sagt die Expertin. Denn Scheitern ist die Regel und nicht die Ausnahme.
Es ist also wichtig, sich klarzumachen, dass es durchaus möglich ist, dass wir Dinge, die wir uns sehr gewünscht haben, tatsächlich nicht erreichen. Der Traurigkeit darüber sollten wir Raum geben, sagt die Expertin. Doch es ist auch wichtig, die Situation zu akzeptieren und nicht in der Trauer über den Rückschlag zu verharren.
"Statt ständig weiter zu grübeln und die Ursachen finden zu wollen, warum es nicht geklappt hat, sollten wir uns lieber fragen, welche vergleichbaren Ziele wir noch erreichen können."
Es sei immer ungünstig, Ziele zu haben, die keinen Plan B zulassen. Zwar schaffen wir viel, wenn wir sehr hartnäckig sind, eine Garantie ist es aber trotzdem nicht. Deshalb sollten wir uns überlegen, wann wir eigentlich zufrieden sind: Nur dann, wenn ich ein Ziel tatsächlich erreiche oder kann ich auch schon dann zufrieden sein, wenn ich es versuche?
Wann wir etwas aus Rückschlägen lernen können und welche Dinge wir beachten können, um mit ihnen umzugehen, das erfahrt ihr in dieser Ab 21.
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