Seit Anfang November sendet der russische Auslandssender RT auch auf Deutsch und erzählt das Weltgeschehen durch Putins Brille.
Mit zehn Mitarbeitern sendet RT Deutsch vom Potsdamer Platz in Berlin. Die bisher einzige Sendung heißt "Der fehlende Part". In 30 Minuten moderiert Jasmin Kosubek durch Themen, die nach Meinung des Redaktionsteams in der deutschen Medienlandschaft zu kurz kommen oder nicht "richtig" dargestellt werden. "In diesem Sinne werden wir Stimmen zu Wort kommen lassen, die eine alternative, unkonventionelle Sichtweise präsentieren," schreibt die RT-Deutsch-Redaktion auf ihrer Homepage.
Angelsächsisches Monopol zerschlagen
Ganz klar formuliert der russische Präsident Wladimir Putin den Zweck des vor zehn Jahren gegründeten Auslandsenders Russia Today, der Vorläufer von RT Deutsch:
"Wir gingen davon aus, dass es auf der Weltbühne einen Akteur geben muss, der einerseits objektiv über Russland berichtet, aber auch versucht - ich betone: versucht - das Monopol der angelsächsischen Massenmedien zu zerschlagen."
Wie es RT Deutsch gelingt, die russische Weltsicht in die deutsche Öffentlichkeit zu tragen, zeigt unser Autor Philipp Banse an einem Bericht über die Lage in der Ukraine. RT Deutsch hat sich in einer Rede des ukrainischen Ministerpräsidenten Petro Poroschenko bedient und ein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen. Das Zitat diene im Bericht auf RT Deutsch als Beleg dafür, dass Poroschenko mit Sanktionen gegen die Ostukraine drohe, um die russischen Separatisten zu bezwingen. Tatsächlich befürchtet Poroschenko, dass die Separatisten nicht in der Lage seien, für Arbeit, Renten und Schulen sorgen zu können.
"Mit Journalismus hat Russia Today aus meiner Sicht wenig zu tun. Das ist ein gezieltes Propaganda-Instrument der russischen Regierung."
Aber nicht nur Zitate verdreht RT Deutsch, auch Tatsachen. So behauptet der Sender, in Deutschland steige die Kinderarmut, aber in den deutschen Medien werden überhaupt nicht darüber berichtet. Das NDR-Magazin Zapp hat recherchiert und 60 Berichte in deutschen Medien über Kinderarmut allein im Jahr 2014 gefunden.
Fragwürdige Kooperationen
Und welche Stimmen kommen auf RT Deutsch zu Wort? Auf Wikipedia sind verschiedene Kooperationspartner gelistet wie:
- Manuel Ochsenreiter, neurechter Publizist
- Jürgen Elsässer, Chefredakteur des Querfront-Magazins und Compact
- Jochen Scholz, Oberstleutnant a.D., ehemaliger Linkspartei-Bezirksvorstand Berlin, Gründungsmitglied der "Volksinitiative gegen das Finanzkapital"
- Beatrix von Storch, Alternative für Deutschland
- Udo Ulfkotte, Politikwissenschaftler, Publizist, Journalist und Gründer von Pax Europa
- Ken Jebsen, ehemaliger Radiomoderator beim RBB, KenFM
Der RBB hat Ken Jebsen gekündigt und auch KenFM aus dem Programm genommen, weil "zahlreiche seiner Beiträge nicht den journalistischen Standards des RBB entsprachen," begründet RBB-Programmdirektor Claudia Nothelle am 24. November 2011 gegenüber Spiegel Online.
Mehrere renommierte Medien haben inzwischen die Berichterstattung von RT Deutsch kritisiert und die Verdrehung von Fakten nachgewiesen. RT Deutsch-Chefredakteur Igor Radinov hat bislang zu den Vorwürfen keine Stellung bezogen.
Mehr über RT Deutschland im Netz:
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