Seit November demonstrieren in Frankreich die Gelbwesten – teilweise mit Gewalt. Nun formiert sich eine kleinere republikanische Gegenbewegung: die Foulards Rouges.
In Frankreich gehen die Proteste der Gelbwesten weiter, allen Zugeständnissen seitens der Regierung und nationalem Dialog zum Trotz. Ihre Forderungen richten sich teilweise radikal gegen den französischen Staat und gegen Präsident Emmanuel Macron. Dazu gehören Steuersenkungen, mehr Bürgerbeteilung und höhere Ruhestandsbezüge. Auf dieser Seite protestieren extreme Nationalisten und Anarchisten gemeinsam. Zu Beginn, im November, knapp 290.000 Franzosen, im Januar waren es immer noch gut 80.000 Teilnehmer bei den regelmäßigen Samstagsdemonstrationen.
Die Foulards Rouges, die Roten Halstücher, wollen hingegen für die Französische Republik, ihre Institutionen und auch für den Präsidenten auf die Straße gehen. Barbara Kostolnik ordnet die Bedeutung der Bewegung für uns ein. Sie ist Korrespondentin für Frankreich.
Gesellschaft als Geisel der Gelbwesten
Sie sagt, dass sich die Foulards Rouges vor allem als Vertreter der schweigenden Mehrheit sehen, die von den Protesten der Gelbwesten genug hat und nicht weiter nur zusehen möchte.
"Die schweigende Mehrheit hat eigentlich die Nase voll von dieser Geiselhaft hier, der uns hier die Gelben Westen aussetzen."
Unsere Korrespondentin hat beobachtet, dass es sich auch bei den Roten Halstüchern um eine recht heterogene Gruppe handelt. Vor allem die Sorge vor ökonomischer Instabilität scheint ihr eine große Gemeinsamkeit der Foulards Rouges zu sein, die Sorge vor einem gewaltsamen Putsch und die grundsätzliche Ablehnung von Antisemitismus kämen noch hinzu. Zwei Berufsgruppen sind Barbara Kostolnik bei ihren Gesprächen mit Franzosen aus dem Umfeld der Foulard Rouges aufgefallen. Bei der republikanischen Bewegung engagieren sich vor allem Unternehmer und leitende Angestellte. Hinzu kommen Menschen, die zuvor mit den Gelbwesten protestiert haben, die allerdings von der Gewalt abgeschreckt wurden.
"Es sind auch konvertierte Gelbwesten dabei, die sagen: So haben wir uns das nicht vorgestellt, dass die den Triumphbogen beschmieren und Scheiben einschlagen. Das war nicht unser Ziel."
Für den 26.01.2019 planen die Foulards Rouges einen friedlichen Protestmarsch in Paris. Barbara Kostolnik sagt, man rechne mit höchstens 10.000 Teilnehmern. Sie nimmt an, dass die Proteste der kleinen republikanischen Gruppe nicht zu einem Selbstläufer werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde der Protestmarsch eine einmalige Aktion bleiben.
"Wenn die 10.000 Leute auf die Straße kriegen, dann ist das viel. Die schweigende Mehrheit trägt keine roten Halstücher."
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