Bei "Rock Your Life" treffen sich regelmäßig Studierende mit Jugendlichen, die es schwerer haben als andere. Das Programm gibt es inzwischen in über 50 Städten – und wurde jetzt wissenschaftlich analysiert.
Manchmal hilft es schon, sich regelmäßig mit einer Person unterhalten zu können, die nicht zur eigenen Familie gehört. Das und vieles mehr will die gemeinnützige Bildungsinitiative "Rock Your Life" ermöglichen. Es vermittelt Mentorinnen und Mentoren an Jugendliche, die es schwerer im Leben haben als andere. Die helfen bei Schulischem, bei der Berufswahl oder verbringen mit den Jugendlichen einfach ein bisschen Freizeit.
"Unser Ziel ist es, dass die Jugendlichen später mal den Beruf finden, der ihnen Spaß macht, dass sie ein glücklicher Mensch sind", sagt Alexander Stutz, 23, BWL-Student aus Mannheim. Er ist Mentor für einen 15-jährigen Realschüler. Sie gehen essen oder machen zusammen Sport – was zurzeit wegen Corona, wenn überhaupt, nur eingeschränkt möglich ist.
Auch Mentoren entwickeln sich weiter
Alexander sagt, die Aufgabe als Mentor würde ihn dazu zwingen, die eigene Perspektive zu verlassen und sich in jemand anderen hineinzuversetzen. "Ich glaube, das konnte ich überhaupt nicht, bevor ich bei Rock Your Life mitgemacht habe. Zumindest musste ich es nicht machen."
Die Mentoren und Mentees – so heißen die Jugendlichen – entscheiden sich nach ihren gemeinsamen Interessen füreinander. Die Mentoren erhalten ein Training, bevor sie bildungsbenachteiligte Schülerinnen und Schüler "bei der Potenzialentfaltung begleiten", so ist es auf der Website von Rock Your Life zu lesen.
"Ich kann mir vorstellen, dass das eine Freundschaft werden könnte, die man vielleicht das Leben lang behält. Dass man sich in ein paar Jahren zurückerinnert und sagt: Da haben wir uns kennengelernt, und jetzt hast du schon so viel erreicht."
Ins Leben gerufen wurde das Projekt 2008 von Studierenden der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, unter anderem von Stefan Schabernak. Die Idee: "Wir unterstützen ihn oder sie bei allem, was eben so an Problemen da ist, ob das schulisch ist oder familiär", sagt Stefan.
Es ist nicht bei der Idee geblieben. Die Gründerinnen und Gründer haben Rock Your Life weiterentwickelt, die Unternehmensform ist von einer GbR zu einer gemeinnützigen GmbH gewechselt. Inzwischen wird das Projekt in 52 Städten angeboten. Rund 7000 Jugendliche haben mitgemacht.
Mehr Bock auf Ausbildung
Vor Kurzem hat das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München den Gründern bescheinigt, dass ihre Arbeit eine messbare Wirkung hat. Jugendliche, die am Programm teilnehmen, wurden mit jenen verglichen, die das nicht tun.
Das Ergebnis: In der Vergleichsgruppe, bei der die Jugendlichen nicht an dem Projekt teilnehmen, streben 44 Prozent eine Ausbildung an. In der Rock-Your-Life-Gruppe liegt der Wert bei 66 Prozent. Im Bericht des Ifo-Instituts heißt es: "Die Fokussierung der Jugendlichen auf eine gute und realistische berufliche Zukunft nimmt durch die Programmteilnahme deutlich zu."
Anders formuliert: Die Mentorinnen und Mentoren können dabei helfen, den Jugendlichen eine optimistische berufliche Perspektive aufzuzeigen. Anscheinend haben sie dadurch mehr Lust auf eine Ausbildung.