AfD-Politiker und -Politikerinnen schaffen es, mit emotionalen Reden Menschen für sich zu begeistern. Rhetorik-Trainer Moritz Kirchner rät Politikerinnen anderer Parteien, Fakten klarzustellen und mit emotionalen und wertebasierten Botschaften zu verknüpfen, um die Menschen zu erreichen - und aus der AfD-Blase herauszuholen.
Politiker und Politikerinnen müssen ständig in der Öffentlichkeit sprechen. Sie vermeiden es aber häufig, sich auf Positionen festzulegen, weil sie sonst von Menschen, die diese Position nicht teilen, abgelehnt werden. Deshalb suchten sie eher mehrheitsfähige Positionen und welche, die eher vage seien, sagt Moritz Kirchner. Er ist Rhetorik-Trainer, Psychologe, Kommunikations- und Politikwissenschaftler.
AfD-Reden provozieren und arbeiten mit negativen Emotionen
Bei den Reden von AfD-Politikern sei vor allem der Kontrasteffekt für Menschen anziehend. Sie beziehen eine Gegenposition zu den anderen Parteien. Das drücke sich auch im Stil der Reden aus, sagt Moritz Kirchner: Die AfD provoziert, spitzen zu und verwendet ganz bewusst Emotionen – insbesondere negative. Die AfD-Redner und –Rednerinnen arbeiten mit Zorn und Empörung in ihren Reden, wie Cornelia Koppetsch in ihrem Buch "Die Gesellschaft des Zorns" herausgearbeitet hat.
"Die AfD-Politiker schaffen es, die negativen Emotionen – oder Ressentiments wie es Nitzsche nannte –, die in den Leuten vorhanden sind, in ihre Reden einzubauen. Dadurch schaffen sie ein Gefühl des emotionalen Mitgehens."
Indem AfD-Politikerinnen und –Politiker negative Emotionen, die in der Bevölkerung vorhanden seien, aufgreifen, würden sie es schaffen, dass Menschen mit diesen Reden emotional mitgingen. Damit könnten sie gut von der inhaltlichen Leere der Reden ablenken.
Der Spitzenkandidat der thüringischen AfD, Björn Höcke, erreiche das beispielsweise dadurch, dass er einen moralischen Kontrast zur etablierten Politik erzeuge. Gleichzeitig bewege er sich im Theoriegebäude der Rechten, sinngemäß "die Eliten holen neue Bevölkerung, wodurch die Einheimischen verdrängt werden".
Faktenbasiert auf der emotionalen Ebene
Die Gegenrede müsste daher auch mit Emotionen arbeiten, erklärt Moritz Kirchner, dann aber mit positiven, wie mit Erzählungen der Hoffnung und Positiv-Beispielen. Außerdem sollten die Politikerinnen in ihren Reden Werte anführen, die der AfD wichtig seien, etwa Autorität oder Sicherheit.
"Man muss über die Themen gut reden können, die für die potentiellen Wähler interessant sind, und gleichzeitig emotional sein und zuspitzen können."
Wichtig sei, die Fakten, die in AfD-Reden falsch dargestellt werden würden, richtig zu stellen und den Menschen zu zeigen, dass man selbst auf der Faktenseite sicherer sei als die Rechtspopulisten, sagt Moritz Kirchner. Gleichzeitig sollten die Aussagen mit einer emotionalen und wertebasierten Botschaft verknüpft sein.