"Mir ist nicht gut. Ich geh nach Hause." In der Antarktis geht das nicht. Wird hier eine Rettung eingeleitet, muss es ernst sein. Polarforscher Eberhard Kohlberg weiß, dass auch im Notfall Geduld gefragt ist.
Monatelang allein sein in der Antarktis, daran sind Polarforscher gewöhnt. Auch wenn mal jemand krank wird. Normalerweise übernimmt der Arzt der Station, der mit dem Team überwintert, möglichst viele Behandlungen: von Kopf bis Fuß. Auch eine Chemotherapie wurde schon im ewigen Eis begonnen. Erst im absoluten Notfall kommt ein Flugzeug, um die Forscher rauszuholen. Gerade ist eine Mission der US-Wissenschaftsbehörde NSF zum Südpol unterwegs, um kranke Crewmitglieder zu retten. Es ist erst die dritte Rettung dieser Art.
Landebahn aus Eis
Eberhard Kohlberg ist als Koordinator der deutschen Polarstation oft in der Antarktis. Er weiß, wie es ist in der Abgeschiedenheit zu überwintern. Als ausgebildeter Arzt kennt sich zudem mit der Evakuierung von verletzten oder erkrankten Forschern aus. Richtig krank war er selbst noch nicht. "Ein Glück", sagt er, "das ist meistens sehr, sehr kompliziert, da eine ganze Rettungskette eingeleitet wird".
"Zu dieser Jahreszeit brauchen sie einen Vorlauf von etwa zwei Wochen, bis sie mit dem Flugzeug vor Ort sind."
Geduld spielt auch im Notfall eine Rolle. Mit allen internationalen Kooperationspartnern muss die Rettung abgesprochen werden. Vom Absetzen des Notrufs bis zur Abholung kann das schon mal zwei Wochen dauern. Auf einige Zwischenstopps müssen sich die Patienten einstellen - oft werden sie von Station zu Station transportiert.
In den Sommermonaten, wenn die Bedingungen gut sind, sind die Transporte zwischen den Stationen weniger kompliziert. "Dann fühlen sich die Flüge wie ganz normale Flüge an - nur das die Landebahn aus Eis besteht", sagt Eberhard Kohlberg. Insgesamt vielleicht etwas unbequemer, langsamer als wir das aus der Touristenklasse kennen. Dafür ist die Landung in der Regel sanfter als auf Beton. Große Transportmaschinen landen mit Rädern, kleine Propellermaschinen ziehen die Skier an, wenn sie auf Schnee treffen.
"Gerade haben wir die längste Nacht hinter uns. Um Mittwinter wird es überhaupt nicht hell."
Jetzt mitten im Winter sind die Bedingungen sehr schlecht: Polarnacht, tiefste Temperaturen bis minus 60 Grad. Hier müssen die Piloten ganze Arbeit leisten. "Unter diesen extremen Bedingungen ist das sehr schwierig", sagt Eberhard Kohlberg. Und ergänzt: "Und über die Kosten müssen wir gar nicht reden." Erst einmal steht die Rettung der erkrankten Forscher an erster Stelle. Das Flugzeug der NSF ist gestartet und alle hoffen auf gutes Wetter.