• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Katrin Göring-Eckardt, Fraktionschefin der Grünen, will verhindern, dass Online-Händler Retouren vernichten. Diese sollen vielmehr gespendet oder weiterverkauft werden. Doch ein solches Vernichtungs-Verbot könnte überflüssig sein.

Um "die Perversion der Wegwerfgesellschaft" einzudämmen, schlägt die Fraktionschefin der Grünen Katrin Göring-Eckardt einen Drei-Punkte-Plan vor:

  1. Online-Händlern soll in Zukunft verboten werden, Retouren zu vernichten.
  2. Produkte, die zurückgeschickt wurden, aber nicht weiterverkauft werden können, sollen verschenkt werden - zum Beispiel über Sozialkaufhäuser.
  3. Rohstoffe müssen zurück in den Wertstoffkreislauf.

Björn Asdecker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktion und Logisik der Universität Bamberg, sagt: Das Verbot der Verschrottung ist zu kurz gedacht. "Ich halte von dem Vorschlag recht wenig", sagt er.

Zum einen könne ein solches Verbot leicht umgangen werden, zum Beispiel indem Händler wie Amazon einfach den Kundinnen und Kunden auftragen, das fehlerhafte USB-Kabel zu verschrotten. Zum anderen werden nur ganz wenig tatsächlich vernichtet, und das sei in der Regel niedrigpreisige Ware. "Für die Händler ist das Vernichten der Ware ein Verlust. Die Annahme, dass Versandhändler gerne Retouren vernichten, stimmt nicht", sagt Björn Asdecker.

"Am meisten zurück kommt: Mode, Schuhe und Kleidung. In rauen Massen, kann man sagen."
Björn Asdecker, Lehrstuhl für Produktion und Logisik der Universität Bamberg

Eine verpflichtende Rücksendegebühr als Alternative

Der Großteil der Retouren sind Kleidung und Schuhe. Der häufigste Grund: Es passt nicht. Pakete würden meist wieder einsortiert und gingen zurück in den Verkauf, sagt Björn Asdecker. Sein Vorschlag: Um die schiere Menge an Retouren zu reduzieren, könnten Rücksendegebühren verpflichtend eingeführt werden. Eine kostenlose Retoure sei sowieso in Wirklichkeit gar nicht kostenlos, sondern im Kaufpreis mit eingerechnet. Bedeutet also: Der Hersteller rechnet schon mit ein, dass wir Produkte zurückschicken.

"Wenn man diese Masse an Retouren wegbekommen will, dann ist aus meiner Sicht das Einzige, was man tun kann, dass man eine Rücksendegebühr verpflichtend erheben lässt."
Björn Asdecker, Lehrstuhl für Produktion und Logisik der Universität Bamberg

Auch wenn nicht alle Retouren vernichtet werden – es gibt solche Fälle. Das zeigen die Recherchen des ZDF-Magazins Frontal 21. Das Magazin legte vor einem Jahr die massenhafte Vernichtung von Waren bei Amazon offen. Vernichtet wurden hauptsächlich Elektroartikel.

In Deutschland wird durchschnittlich jedes sechste Paket zurückgeschickt. Pro Jahr sind das rund 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel – also mehr als drei Pakete pro Person.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Online-Shopping
Verbot, Retouren zu vernichten: "Keine gute Idee"
vom 11. Juni 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Autorin: 
Rebekka Endler, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin