Die neue Online-Plattform "Topf Secret" will für jeden nachvollziehbar machen, wie sauber und hygienisch Restaurants, Imbissbuden oder Bäckereien sind. Foodwatch und die Transparenz-Initiative "Frag Den Staat" haben sie an den Start gebracht. Wir fragen uns: Ist das ein Web-Pranger oder eine sinnvolle Plattform, die noch gefehlt hat?
Die Verbraucherorganisation Foodwatch und die Initiative "Frag den Staat" werfen den Lebensmittelbehörden vor, nicht genügend Informationen darüber zu veröffentlichen, wie sauber Restaurants, Bäckereien und Imbissbuden sind.
"Die allermeisten Lebensmittelbetriebe in Deutschland arbeiten sauber", sagt Oliver Huizinga von Foodwatch. Etwa jeder vierte Betrieb werde bei Kontrollen allerdings beanstandet. "Kakerlaken in der Backstube, Schimmel im Lieblingsrestaurant, ekelerregende Zustände in der Wurstfabrik - die zuständigen Behörden wissen genau, in welchem Unternehmen geschlampt wird", so Huizinga. Die Verbraucher würden das in der Regel aber nicht erfahren – nur Ausnahmefälle müssten veröffentlicht werden.
Behördenanfragen zentral veröffentlichen
Die neue Internet-Plattform "Topf Secret" will das ändern. Sie soll die Anfragen an Behörden nach dem Verbraucherinformationsgesetz (VIG) unterstützen und zentral veröffentlichen.
"Das Ganze ist ein Mitmachportal. Teilnehmer können sich an die Lebensmittelaufsicht wenden, 'Topf Secret' stellt dafür ein Formular zur Verfügung, um das rechtlich sicher abzufragen."
Über eine Suchmaske können Verbraucher mit wenigen Klicks bei den Behörden einen Antrag auf Veröffentlichung der Ergebnisse amtlicher Hygienekontrollen von Restaurants, Bäckereien oder Tankstellen stellen. Die Ergebnisse sollen dann zentral auf der Plattform veröffentlicht werden, so dass alle etwas davon haben.
Ergebnis erst nach mehreren Wochen
Es gibt allerdings mehrere Probleme: Erstens erhalten die Verbraucher das Ergebnis erst nach mehreren Wochen. Außerdem, so Foodwatch, könne es natürlich passieren, dass sich die Behörden quer stellten. Auch Georg Ehring aus der Dlf-Umweltredaktion hält es noch "nicht für eine ausgemachte Sache", dass der Staat in allen Fällen mitmacht.
"Je mehr Menschen mitmachen und Anträge stellen, desto mehr Infos kommen ans Licht", fordert deshalb Arne Semsrott von "Frag den Staat". Und desto größer sei der "Druck auf die Bundesregierung, endlich eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, die Transparenz zur Regel macht und nicht zur Ausnahme."
Lobbyverbände üben scharfe Kritik
Per Gesetz ist eine Plattform wie "Topf Secret" bisher nicht vorgesehen, erklärt Georg Ehring. Die Lobbyverbände von Hotels, Gaststätten und Lebensmittelwirtschaft hätten sich bisher mit Erfolg dagegen gewehrt. Kleine Verstöße könne man schnell wieder abstellen. Und bei größeren Verstößen müsse man sowieso umfassendere Schritte einleiten. Sie fürchten eine Art Prangerwirkung, die im Internetzeitalter ja durchaus auch existenzbedrohend sein kann.
"Die Lobbyverbände fürchten eine Art Prangerwirkung, die ihr Geschäft kaputtmachen könnte."
In Berlin-Pankow gab es schon mal den Versuch, eine Art Smiley-System für Gaststätten einzuführen. Der Versuch wurde aufgrund eines Gerichtsurteils aber wieder eingestellt. Am Ende gab das Verbraucherinformationsgesetz nicht genügend Futter dafür her, erklärt Georg Ehring.
Die neue Plattform "Topf Secret" hält er für ein "politisches Druckmittel für ein eigentlich sinnvolles Ziel". Das lautet: Mehr Öffentlichkeit schaffen, um damit die Betreiber dazu zu bringen, Mängel abzustellen.
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