Jeder kennt es: Smalltalk. Nach spätestens fünf Minuten kommt immer DIE eine Frage: Und was machst du so? Die einen erzählen dann begeistert von ihrem Job. Die anderen wechseln gekonnt das Thema. Denn viele Berufe kämpfen mit einem Image-Problem.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser wird auch liebevoll Heiwi genannt. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Pneumologe, Kardiologe und Notfallmediziner und arbeitet als Oberarzt für Innere Medizin. Beim WDR hat er eine eigene Fernsehsendung: "Doc Esser – Der Gesundheitscheck." Er wird als Rock’n’Roll-Mediziner gefeiert, von dem "sich die Patienten gerne etwas sagen" lassen. So richtig angeben kann er mit seinem Beruf aber nur noch bei der Generation 60+, sagt der Arzt.
"Die Schwiegereltern kann man noch beeindrucken. Wenn man sagt: Du, ich habe da einen Kerl kennengelernt, der ist Arzt. Da freuen sich die Eltern, weil der Beruf immer noch einen guten Ruf genießt."
Prestige: Top oder Flop
Augen auf bei der Berufswahl! Eine olle Mutti-Weisheit oder ist da doch was dran? Laut einer Studie ist das Ansehen bestimmter Berufsgruppen in den letzten Jahren gesunken. Das Ergebnis: Ein besonders hohes Ansehen genießen Ärzte, Professoren und Ingenieure. Ein großes Image-Problem haben dagegen Reinigungskräfte, Küchenhilfen und Callcenter-Agenten. Daniela Rohrbach-Schmidt vom Bundesinstitut für Berufsbildung ist von dem Ergebnis nicht überrascht.
"Ein hohes Ansehen genießen Ärzte, Professoren, Ingenieure, aber auch Feuerwehrleute, Polizisten und Hebammen. Reinigungskräfte, Küchenhilfen, Möbelverkäufer, Callcenter-Agenten und Versicherungsmakler haben ein eher geringeres Ansehen."
Der Laie stellt sich den Arztberuf deutlich heroischer vor als er in der Realität ist, erzählt Heinz-Wilhelm Esser. Als Arzt müsse man vor allem viel mit Leuten reden, zum Lebensretter wird man nur in Ausnahmesituationen. Die Glorifizierung sei ein großes Problem, denn die Anspruchshaltung der Menschen steigt dadurch, sagt er.
"Die Anspruchshaltung der Menschen ist unglaublich gestiegen. Ich bin nicht der liebe Gott. Ich kann nur das reparieren, was reparierbar ist. Und das verstehen viele Leute nicht."
Deutlich schwieriger als Ärzte haben es Politiker. Das zeigt die Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung: 42 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten früher noch mehr Respekt vor Politikern gehabt. Mittendrin: Roman Müller-Böhm. Er ist 26 Jahre alt und sitzt für die FDP im Bundestag. Er ist nicht nur Politiker, sondern auch noch der jüngste Abgeordnete.
Das Leben als "Bundestag-Bubi"
Sein nur zwei Monate jüngerer Kollege Philipp Amthor (CDU) wurde von den Medien als "Merkels-Bubi" bezeichnet. Junge Politiker haben es doppelt so schwer. In seinem persönlichen Umfeld bekommt Roman Müller-Böhm aber nicht viel Gegenwind, sagt er. Ganz im Gegenteil: Meistens sind die Menschen an seiner Arbeit interessiert.
"Die Leute sind interessiert. Keine Beschimpfungen. In der Regel wird sehr interessiert nachgefragt. Oft ist die Erwartung dabei, so einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen."
Politiker-Bashing in sozialen Medien
Deutlich grober gehe es in sozialen Netzwerken zu, sagt Roman Müller-Böhm. Da könne es schon mal "wüst oder beleidigend" werden. Darin sieht er den Hauptgrund für das schlechte Politiker-Image. Soziale Medien hätten in den letzten Jahren deutlich an Einfluss gewonnen. Durch die Anonymität des Netzes würden sich die User schneller abfällig äußern, sagt Roman Müller-Böhm.
"Die Hemmschwelle sich über das politische Geschehen abfällig zu äußern ist deutlich niedriger als früher im klassischen Straßenwahlkampf."
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Das Ansehen von Berufen spielt bei der Berufswahl durchaus eine große Rolle. Jugendliche entscheiden sich eher gegen ihren "Traumjob", wenn ihr Umfeld negativ auf die Berufswahl reagiere. Eigene Interessen können wirkungslos sein, wenn die gesellschaftliche Anerkennung fehlt, sagt Daniela Rohrbach-Schmidt.
"Jugendliche beschäftigen sich auch damit, wie das Umfeld reagieren würde, wenn sie einen bestimmten Beruf wählen."
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