Wenn Elefanten Menschen töten, werden sie meist selbst umgebracht. In Thailand bekommen verhaltensauffällige Elefanten im Resozialisierungscamp Elephantstay eine zweite Chance – das Camp ist aber umstritten.
Elefanten sind von sich aus keine bösartigen Tiere, sagt Deutschlandfunk-Nova-Biologe Mario Ludwig. Das könne sich aber ändern, wenn sie gequält werden oder wenn sie sich bedroht fühlen. Normalerweise werden Elefanten getötet, wenn sie sich aggressiv gegenüber Menschen verhalten - entweder durch Gift oder Schusswaffen.
Hin und wieder kommt es zum Beispiel vor, dass Elefanten, die als Arbeitstiere eingesetzt werden, aggressiv werden und auf ihre Halter losgehen – diese manchmal sogar töten. Hinzu kommt, dass Elefanten ein gutes Gedächtnis haben, sagt Mario Ludwig. Sie erinnern sich also, wenn ihnen ein Mensch einmal leid zugefügt hat.
"Es gibt Berichte, dass eine Elefantenkuh einen Mann getötet hat, der sie zehn Jahre zuvor mit Böllern beworfen hatte."
Stress macht Elefanten aggressiv
"Manche werden aber auch einfach aggressiv, weil sie unter gewaltigem Stress stehen", sagt Mario Ludwig. Viele Elefanten müssten von morgens bis abends 16 Stunden am Stück arbeiten, was einfach zu viel für sie sei.
"Zum Beispiel war der Stress für die heute 26 Jahre alte Elefantenkuh Natalie auf einer Kautschukplantage so groß, dass sie zuerst den Bruder ihres einstigen Besitzers und dann drei Mitarbeiter zu Tode trampelte."
Für verhaltsauffällige und aggressive Elefanten gibt es in Thailand jetzt ein Camp, das ihnen eine zweite Chance bietet. Es heißt Elephantstay und ist eine Mischung aus Altersheim und Resozialisierungscamp: Hier können die Elefanten, soweit das im Zusammensein mit Menschen geht, einfach Elefanten sein. Sie müssen nicht arbeiten und die Betreuer machen mit ihnen jeden Tag Spaziergänge und baden mit ihnen im Fluss. Nachts bleiben die Tiere aber angekettet, weil die Gefahr eines Rückfalls zu groß sei, heißt es aus dem Camp.
Maltherapie für Elefanten zum Aggressionsabbau
Damit die Elefanten sich nicht langweilen, gibt es für sie eine Beschäftigungstherapie, durch die sie Aggressionen abbauen sollen. Da es sich um sehr intelligente Tiere handelt, sagt Mario Ludwig, gibt es für die Elefanten eine Art Malschule, in der sie kreativ sein können. Das Ergebnis der Maltherapie: sehr abstrakte Bilder.
"Die Elefanten bekommen von ihren Pflegern Pinsel und Farbe zur Verfügung gestellt und lernen dann mithilfe ihres Rüssels, Bilder auf Papier zu malen."
Den Betreuern zufolge macht das Malen den Elefanten in Elephantstay großen Spaß. Und das Camp hat auch etwas davon: Die Bilder werden an Touristen verkauft. Die Einnahmen fließen in den Erhalt das Camps. Weitere Einnahmen kommen aus Spenden, Touristenbesuche und dem Verkauf von Büttenpapier, das aus Elefantendung hergestellt wird – Büttenpapier ist so etwas wie Briefpapier oder Notizbücher.
Kritik am Elefantenreiten
Wer das Camp Elephantstay besucht, darf auch auf den rund 90 Elefanten dort reiten. Das wird aber von einigen kritisiert – die Meinungen, wie viel ein Elefant auf seinem Rücken tragen kann und darf gehen auseinander. Laut Camp-Leitung seien bis zu 25 Prozent des eigenen Körpergewichts kein Problem, was bei einem Fünf-Tonnen-Bullen 1250 Kilogramm wären.
Kritiker sagen aber, der Rücken von Elefanten sei nicht zum Tragen gedacht - sie halten 130 bis 150 Kilogramm für das Maximum. In der Realität haben die Elefanten in Elephantstay den Führer und zwei Touristen plus Tragekorb auf dem Rücken - da kommen schnell bis zu 300 Kilo Gewicht zusammen.
- Kurioses und Spannendes aus dem Tierreich | Gespräche mit Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig