Wenn wir uns mit Menschen, Dingen, unserer Umwelt auf einer Wellenlänge fühlen, dann tut das gut. Resonanz nennt sich dieser Zustand. Er ist wichtig für unser Wohlbefinden – aber fällt oft schwer. Achtsamkeit hilft euch dabei, in Resonanz zu kommen.
Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch lest, ein Gespräch führt, etwas Neues lernt, einen Song hört oder einen Film seht: Ihr fühlt es! Irgendeine Saite in euch schwingt, irgendetwas in euch sagt: Das bedeutet mir etwas, das ist mir wichtig, das gefällt mir, das drückt aus, was ich fühle...
Dieses Gefühl nennt man Resonanz. Ihr geht in Resonanz, etwas resoniert mit euch, ihr schwingt quasi gleich damit oder seid "auf einer Wellenlänge". Warum Resonanz so wichtig ist, wie wir sie selbst herstellen können ist das Thema dieser Folge von Achtsam.
Auf Wellenlänge mit den Dingen
Resonanz kommt von lateinisch "resonare", was so viel heißt wie "widerhallen". Der Begriff wurde ursprünglich in der Physik verwendet und bezeichnet das Mitschwingen eines schwingungsfähigen Systems, wenn es einer zeitlich veränderlichen Einwirkung unterliegt.
Im soziologischen Sinn ist mit Resonanz etwas ähnliches gemeint: eine Form der Beziehung zwischen Dingen oder der Umwelt mit dem Menschen. Es ist also die Fähigkeit, auf Schwingungen unserer Umwelt zu reagieren, aber auch selbst mitzuschwingen.
Innere Connection zur Welt
Laut dem Soziologen Hartmut Rosa wird die Qualität menschlichen Lebens vor allem durch die Qualität unserer Weltbeziehungen bestimmt. Menschen suchen ihm zufolge in ihrem Leben immer wieder Erfahrungen, um diese Verbindung mit der Welt zu spüren. Es entstehe ein "vibrierender Draht zwischen uns und der Welt" – er bezeichnet das als "resonante Weltbeziehung".
"Je achtsamer wir sind, desto mehr können wir uns für diese Erfahrungen öffnen."
Wenn uns diese Resonanz aber fehlt, dann kann sich unser Leben irgendwie tot anfühlen, leblos, freudlos oder sinnlos, erklären Diane Hielscher und Main Huong Nguyen. Denn ohne das Gefühl, mit etwas in Resonanz zu gehen, ist es, als würden wir anders schwingen als alle anderen um uns herum. Wir schwingen dann quasi allein und fühlen uns einsam und getrennt. Um Resonanz zu fühlen, so die beiden, ist es wichtig, achtsam auf sich zu hören.
"Wenn du total im Multitasking gefangen bist und okkupiert mit irgendwelchen To-dos, dann kannst du gar nicht da sein, um dieses Gemälde zu sehen oder dich diesem Künstler oder der Musik zu öffnen. Achtsamkeit ist eine Grundvoraussetzung."
Manchmal kommt die Resonanz einfach so. Etwa, wenn wir einen Song im Radio hören, einen zauberhaften Menschen treffen, den Job finden, den wir machen wollen oder das richtige Fachgebiet, ein Land, das wir lieben, ein Buch oder ein Ziel. Manchmal können wir die Resonanz aber auch gezielt herstellen – mit Flow zum Beispiel.
"Das geht sehr in Resonanz mit mir – die Resonanz herzustellen mit dem Flow! Indem wir nämlich etwas tun, das uns in diesen Zustand bringt. Das ist eine hohe und großartige Kunst der Resonanz."
Diese Resonanz verändert uns. Aber wir können auch das, was uns verändert, verändern. Die Landschaft, die Welt, ein System – wenn wir für etwas brennen und damit in Resonanz gehen, ist es wahrscheinlich, dass wir damit auch einen Einfluss auf unsere Umwelt ausüben.
"Jeder, der ein Hobby hat, in dem sie sich richtig drin verliert, weiß genau, was Flow ist und kennt sowieso das Gefühl von In-Resonanz-Sein. Und das ist so schön!"
Genau dafür können wir uns achtsam Zeit nehmen, raten Diane und Main Huong: Zeit, den Moment der Transformation, den Moment des Verwandelns auch spüren zu können. Nachdem ihr etwa ein Buch gelesen habt und sich etwas anders fühlt, oder eine Landschaft gesehen habt, braucht ihr Zeit, diese Erfahrung auch verarbeiten zu können.
Ihr habt Anregungen, Ideen, Themenwünsche? Dann schreibt uns gern unter achtsam@deutschlandfunknova.de