Tag eins der re:publica 2018 hat große politische Themen aufgerissen mit der Whistleblowerin Chelsea Manning. Sie sagt, Algorithmen sind nicht neutral. Sascha Lobo entwirft die Vision eines "offensiven Sozialliberalismus", während Sophie Passmann den Starkult von Influencern zerlegt.

Chelsea Manning war noch als Bradley Manning von 2009 bis 2010 als Soldat im Irakkrieg. Als IT-Spezialistin programmierte sie Datenbanken, hat vertrauliche Dokumente heruntergeladen und geleakt. Dafür wurde sie verhaftet, angeklagt und ins Gefängnis gesteckt. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hat sie kurz vor Ende seiner Amtszeit begnadigt.

Entwickler sind Komplizen

Beim Talk auf der re:publica-Bühne hat Chelsea Manning gesagt, dass selbstlernende Algorithmen nicht neutral, sondern voreingenommen sind. Deshalb müssten sie kontrolliert werden. Ihre Forderung: ethische Standards für Algorithmen-Entwickler ähnlich der für Ärzte.

"We don't just turn up code. We don't just create a product and that is the end of it. We as developers are accomplices in a software that we write, and, I would argue, how it gets used and how it gets misused".
Chelsea Manning auf der re:publica 2018

Wer Chelsea Manning noch einmal komplett sehen und hören will, findet auf Youtube den Mitschnitt. 

In seinem Vortrag "Pop und Anti-Pop – Wie das Internet uns lehrte zu kämpfen. Und wofür." hat Sascha Lobo seine Vision eines "offensiven Sozialliberalismus" entworfen. Man brauche ein gemeinsames Ziel, das mehr sei, als nur gegen etwas zu sein, zitiert unser Reporter Moritz Metz Sascha Lobo. Gegen die Menschenverachtung der Rechten zu sein, das sei nicht links, sondern einfach demokratisch, sagt der Netzaktivist. Die "Kraftrede", wie sie Sascha Lobo selbst nennt, könnt ihr auf Youtube sehen.

Zeit der Influencer ist angezählt

In gewisser Weise ist auch der Talk mit Sophie Passmann politisch, wenn auch ziemlich lustig. Sie nimmt den Hype um Instragram-Influencer auseinander, die angeblich eine größere Reichweite als Fernsehsendungen haben. Ihre Kernaussage: Influencer haben ein monetäres Interesse, ihre Posts seien immer beschönigt und nie wirklich authentisch. Dabei müssten sie cooler sein, als sie es wirklich seien. Sie hielten sich strikt an Vorgaben ihrer Auftraggeber und an die Maßgaben der Instragram-Algorithmen – wobei wir wieder beim Thema von Chelsea Manning wären -, um in möglichst vielen Timelines zu erscheinen. Ihr Einfluss gerade auf die jüngere Generation sei enorm. Aber die Zeit der Influencer sei auch angezählt. Die Konkurrenz und der Erfolgsdruck würden immer größer.

Netzbasteln live bei #rp18

Unser Reporter Moritz Metz dagegen treibt noch ein wahrer Kriminalfall um: Seine eigens fürs Netzbasteln gebaute Euro-Palette aus einem Tisch ist verschwunden. Per Twitter hat er um Hilfe bei der Suche gebeten. Noch ist sie nicht wieder aufgetaucht. Auch ohne die Palette wird Moritz am 3. Mai ab 17:30 Uhr auf Bühne 2 "99 legale Netzbastel-Tricks" vorstellen. Unbedingt im Live-Stream verfolgen, denn Moritz wird auch Lifehacks zeigen.

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Um 21 Uhr wird auf Bühne 1 der Freundeskreis für Freiheit im Netz mit den Autorinnen Juli Zeh, Sybille Berg und Marc-Uwe Kling ihre Idee einer digitalen Selbstverteidigung vorstellen, deren wichtigstes Werkzeug die einfache Verschlüsselung von E-Mails ist.

Mehr von der #rp18 bei Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
re:publica 2018
Chelsea Manning: Algorithmen sind nicht neutral
vom 03. Mai 2018
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Moritz Metz, Deutschlandfunk Nova