Eine Stunde Liebe sendet von der Digitalkonferenz re:publica in Berlin. Es geht um Schwierigkeiten mit Dating Apps, um die Darstellung von nackten Frauenkörpern online und um ein Samenleiterventil zur Verhütung für den Mann, das viral gegangen ist.
Mit dem Oberthema der re:publica ist dieses Jahr eher das Spektrum von Populismus bis Popkultur gemeint. Aber POP steht im 68er-Jubiläumsjahr auch für die emanzipatorische Formel "power to the people". Dazu passen auch Forderungen nach einer selbstbestimmten Sexualität, die auf der re:publica auf unterschiedliche Weise angesprochen werden.
Informatik-Studentin Tabea Gildemann hat unter dem Titel „Oh no, Cupid. Wieso dein Tinderwunsch bisher nicht in Erfüllung gegangen ist“ über ihre Erlebnisse aus drei Jahren Dating-App-Nutzung berichtet.
"Leider kann ich fast nur von Erfahrungen mit heterosexuellen Cis-Männern berichten, denn.... sie sind viele."
Tabea nervt die Redundanz der Profiltexte und ersten Nachrichten bei Tinder und OK Cupid. Immer würde sie nur mit "hook up?" angeschrieben. Quantität spiele bei vielen beim Online-Dating eine größere Rolle, als Qualität.
Samenleiterventil für den Mann
Biologischer wurde es beim Vortrag von Kommunikationsberater Dirk Baranek. Seine Agentur versucht seit drei Jahren, die Produktion und Entwicklung eines Samenleiterventils für den Mann voranzutreiben. Erfinder Clemens Bimek ist selbst eher medienscheu, aber über seine Idee wurde weltweit berichtet. Die Geschichte ist für Baranek aus zwei Gründen viral gegangen:
"Alle großen Medien reden natürlich gerne über Sex. Dann ist es auch noch eine revolutionäre Idee, wenn sie funktioniert, dann wird es das Thema Verhütung bei den Männern ablagern, was natürlich ein Kultur-Shift ist."
Bis das Samenleiterventil tatsächlich auf den Markt kommt, werden noch einige Jahre vergehen. Momentan werden noch Investoren gesucht.
Über Frauenkörper im Netz hat die feministische Künstlerin Lena Chen aus den USA auf der re:publica gesprochen. Ihre These ist, dass Sex-Workerinnen und feministische Künstlerinnen beide von der digitalen Revolution profitieren, weil sie so direkte Kontrolle über das eigene Bild in der Öffentlichkeit haben.
"Historically we like to think of sex as something that is done out of love not done for money. We also like to think this about art, yet undeniably artists and women have to find a way to survive in this world. In my future utopia one would just be able to have sex or make art and not worry about how to make ends meet."
Lena Chens Kunst kreist zwischen female Empowerment und Aktfotografie. Angetrieben wurde sie durch persönliche Erfahrungen mit Revenge porn vor zehn Jahren, als sie noch in Harvard Soziologie studierte.