Die Chefredakteurin des Dudens findet die Wahl des Unworts des Jahres 2024 passend. "Remigration" sei ein Begriff, der als Fremdwort getarnt, versuche zu verschleiern, dass es darum gehe, Menschen aus Deutschland abzuschieben.
"Remigration" ist das Unwort des Jahres. "Das Wort ist in der Identitären Bewegung, in rechten Parteien sowie weiteren rechten bis rechtsextremen Gruppierungen zu einem Euphemismus für die Forderung nach Zwangsausweisung bis hin zu Massendeportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte geworden", begründet die Jury die Entscheidung. Die Jury der sprachkritischen "Unwort"-Aktion setzt sich mehrheitlich aus Sprachwissenschaftler*innen zusammen.
Wenn Rechtsextremist*innen den Begriff "Remigration" verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. Erst kürzlich veröffentlichte "Correctiv" Rechercheergebnisse zu einem Treffen in einer Potsdamer Villa, an dem auch einzelne Parteimitglieder von AfD und der CDU teilnahmen – und bei dem über die sogenannte Remigration gesprochen wurde. Das Unwort des Jahres greift also eine hochaktuelle Debatte auf.
"Ich finde es eine gute Wahl, weil der Begriff auf Fremdwortebene versucht zu verschleiern, um was es geht – nämlich Menschen aus diesem Land herauszubekommen."
Durch die Wahl bekommt der Begriff sehr viel Aufmerksamkeit. Das sagt auch die Duden-Chefredakteurin Kathrin Kunkel-Razum, denn "natürlich wird der Fokus der Öffentlichkeit daraufgelegt." Sie geht davon aus, dass Medien viel über das Wort berichten werden.
Sie hofft aber, "dass es eine kritische Auseinandersetzung mit dem Wort ermöglicht, wenn es breiter in die Öffentlichkeit getragen wird", sagt Kathrin Kunkel-Razum.
Aufnahme in den Duden noch ungewiss
Ob das Wort "Remigration" nun in den Duden kommt, möchte die Germanistin noch nicht abschließend festlegen. Kathrin Kunkel-Razum: "Die Entscheidung ist ja gerade erst gefallen. Die Personenbezeichnungen Remigrant und Remigrantin haben wir schon seit einiger Zeit auf Duden Online verzeichnet."
Die Unwörter der Vorjahre jedenfalls finden sich auch auf Duden Online, sagt die Chefredakteurin des Dudens, "weil wir das schneller und stärker als die gedruckte Ausgabe aktualisieren können. Sie finden dann auch Eingang in gedruckte Ausgabe. Dort haben wir auch einer Übersicht über die Wörter und Unwörter des Jahres."