In Deutschland gibt es aktuell über 3,4 Millionen Coronavirus-Infizierte. Die Zahl der Neumeldungen erreicht Rekordwerte. Zugleich stehen weitere Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen an.
Wir sind mitten drin in der sechsten Pandemiewelle, die vor allem durch die Omikronvariante BA.2 angetrieben wird. Die Variante BA.2 scheint nochmal ansteckender zu sein als die bisherige Omikronvariante BA.1, so Julia Polke aus dem Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenteam.
Hinzu kommt auch, dass einige Corona-Schutzmaßnahmen zuletzt weggefallen sind. Seit dem 4. März greift die zweite Stufe des Lockerungsplans. Es gab Erleichterungen in der Gastronomie. Außerdem konnten Clubs wieder öffnen. Zu steigenden Zahlen in einzelnen Städten hat vermutlich aber auch der Karneval geführt.
Steigende Infektionszahlen und Lockerungen
Ab dem 20. März sollen weitere Lockerungsschritte folgen. Ob das vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen sinnvoll ist, darüber gehen die Meinungen auseinander, so Julia.
Lars Karadeli zum Beispiel hält die geplanten Lockerungen für nicht sehr problematisch. Der Bioinformatiker ist Mitglied des Corona-Expertenrates. Die Lage in den Krankenhäusern sei verhältnismäßig entspannt.
Es gibt Kritik an den geplanten Lockerungen
Die Hospitalisierungsinzidenz liegt bei über sechs, so Julia. Der Wert gibt die Zahl der Menschen pro 100.000 Einwohner*innen an, die mit einem positiven Coronanachweis in einem Krankenhaus aufgenommen werden. Die Inzidenz steigt langsam an. Hingegen ist die Zahl der Menschen auf Intensivstationen zuletzt gesunken. Zurzeit sterben täglich über 200 Menschen an oder mit einer Coronainfektion. Weitere Zahlen liefert das Robert Koch Institut.
Es gibt aber auch kritische Stimmen. Zum Beispiel Frank Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes. Ebenso die deutsche Stiftung Patientenschutz. Ihnen gehen die Lockerungen zu weit, angesichts der aktuell steigenden Infektionszahlen, so Julia.
Es könnte zu Personalengpässen kommen
Ein Aspekt ist aber auch, ob die Infrastruktur gefährdet ist, wenn so viele Menschen in Isolation sind nach einer Coronainfektion. Betroffen ist zum Beispiel auch das medizinische Personal in Krankenhäusern. "Es kommt jetzt schon teils zu erheblichen Personalengpässen in den Krankenhäusern", sagt Julia Polke. "Operationen und Behandlungen werden verschoben."
Hinzu kommt, dass das wenige Personal stark überlastet ist, eben weil es trotz fehlender Kolleg*innen den Betrieb stemmen muss.
"Es geht nicht nur um reine Zahlen, was die Belegung der Krankenhäuser angeht, sondern auch um die Infrastruktur. Die ist umso mehr gefährdet, je höher die Inzidenz ist."
Wie die sechste Welle verläuft, ist noch nicht abzusehen. Und auch nicht, ob wir im Sommer eine nächste Welle ansteuern. Davor hatte zumindest Gesundheitsminister Karl Lauterbach gewarnt.
Auch Lars Kaderali hält das nicht für unwahrscheinlich. Denn wir gehen aktuell mit sehr hohen Infektionszahlen in die wärmere Jahreszeit hinein. Außerdem wird bei der hohen Übertragbarkeit der BA.2-Variante der saisonale Effekt möglicherweise ausreichen, um die Inzidenz wieder auf einen Wert wie im Sommer 2021 oder 2020 zu drücken.